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Frauenbeschneidung

Waehrend die Beschneidung von Knaben und Maennern eine Sunna ist, die bis zu den Propheten Abraham, Ismail und Isaak zurueckgefuehrt wird, ist die Beschneidung von Maedchen und Frauen eine Sitte, die aus Afrika stammt, wo sie schon in altaegyptischen Schriften belegt ist, und deren urspruenglicher Sinn nicht mehr eindeutig ermittelt werden kann, im Gegensatz zur Knabenbeschneidung, die ein Zeichen des Bundes mit Allah war und bestimmte hygienische Vorzuege hat. Im groessten Teil der islamischen Welt ist die Maedchenbeschneidung voellig unbekannt, waehrend sie dort, wo sie verbreitet ist, weitgehend unabhaengig von der Religionszugehoerigkeit (zum Beispiel auch bei aegyptischen Christen) praktiziert, aber dennoch oft als "islamische Sitte" angesehen wird.

Wie weit diese Sitte zur Zeit des Propheten (a.s.s.) (Fn1)) auf der arabischen Halbinsel verbreitet war, laesst sich schwer einschaetzen. Dass sie nicht voellig unbekannt war, wird aus einer Ueberlieferung deutlich, nach der der Prophet (a.s.s.) eine Beschneiderin ermahnt haben soll: "Schneide aber nicht zu viel ab; das ist besser fuer die Frau." Wenn die Maedchenbeschneidung weit oder gar allgemein verbreitet gewesen waere, dann gaebe es sicher reichhaltigere und deutlichere Ueberlieferungen diesbezueglich. Offensichtlich geht es hier aber nur um die Gewohnheiten eines Teils der heterogenen Bevoelkerung des damaligen Medina, nicht genug, um als Sunna bezeichnet zu werden, und die Aussage des Propheten (a.s.s.) beinhaltet allenfalls eine tolerierende Einschraenkung, keinesfalls aber eine Empfehlung.

Mit der Ausbreitung des Islam wurden Volksbraeuche nur dann abgeschafft oder abgeaendert, wenn deutlich wurde, dass sie islamischen Prinzipien widersprachen. in diesem Fall bedeutet es, dass die Sitte da bestehenblieb, wo fuer die Betroffenen selbst kein Widerspruch zu islamischen Prinzipien erkennbar war, und im Laufe der Zeit wurde sie, zusammen mit der einschraenkenden Bemerkung des Propheten (a.s.s.), ein integraler Bestandteil des Brauchtums und der Rechtsvorstellungen dieser Voelker, der durchaus auch von Frauen mitgetragen wird, die darin eine Betonung ihrer Weiblichkeit sehen.

Ein schwerwiegender Einwand dagegen ist der, dass aus islamischer Sicht Maenner und Frauen grundsaetzlich im Rahmen des Moeglichen ein Recht auf sexuelle Befriedigung haben und sich nach der Lehrmeinung der meisten Rechtsschulen Frauen ohne weiteres aus einer unbefriedigenden Partnerschaft loesen koennen. Einige Formen der Beschneidung erschweren die Befriedigung sehr, andere machen sie ganz unmoeglich, und wieder andere machen sowohl den Geschlechtsverkehr als auch die Geburt von Kindern zu einer groesseren chirurgischen Aktion. Der Widerspruch zu den islamischen Prinzipien ist offensichtlich. Hinzu kommen bei den schwereren Formen der Beschneidung noch aberglaeubische Vorstellungen, die im Islam keinen Platz haben.

Somit wurde die Maedchenbeschneidung auch immer wieder verboten, sowohl von Gelehrten und muslimischen Behoerden als auch von nichtmuslimischen Kolonialverwaltungen. Dies traf allerdings auf den Widerstand der Bevoelkerung, sowohl der Maenner, die nicht bereit gewesen waeren, eine unbeschnittene Frau zu heiraten, weil sie von ihr eine Neigung zur Treulosigkeit erwarteten, als auch der Frauen, die eine unbeschnittene Frau eher fuer einen "halben Mann" hielten, und natuerlich der Hebammen, die solche Eingriffe gegen Bezahlung durchfuehrten. Die Praxis verlagerte sich vor allem bei den aermeren Bevoelkerungsschichten immer mehr in den Untergrund, wo durch Unwissenheit und primitive, unhygienische Mittel schwere Komplikationen hinzukommen, die eine hohe Sterblichkeitsrate unter den Maedchen und Frauen infolge des Eingriffs oder im Zusammenhang mit einer Geburt zur Folge haben. Der Trend zur Beschneidung und auch zu den schwereren Formen davon scheint sich trotzdem vor allem da zu verstaerken, wo man sie zusammen mit anderen Praktiken als Massnahme gegen die "westliche Sexwelle" sieht.

Mit Verboten ist es also offensichtlich nicht getan. Notwendig ist die Bildungs- und Aufklaerungsarbeit. Diese kann im Bereich von Anatomie, Physiologie und Hygiene liegen, vor allem fuer die Hebammen, mit einem betonten Hinweis auf die erwaehnte Aussage des Propheten (a.s.s.), um wenigstens die schwersten Schaeden zu vermeiden. Darueberhinaus muessen die Muslime aber langfristig wieder zum Menschenbild von Qur'an und Sunna zurueckfinden und die Grundlagen fuer eine islamische Sexualethik verstehen, sonst sind alle Verbote und Anatomiekurse nichts weiter als die Behandlung von Symptomen einer an sich kranken Gesellschaft.

Halima Krausen

Fn1: 'alaihis-salatu was-salam = salla-l-lahu 'alaihi wa-sallam. Auf Deutsch "Allah segne ihn und schenke ihm Heil!" Wird von Muslimen bei der Nennung des Propheten Muhammad ehrend hinzugefuegt.


Frauenbeschneidung in Deutschland

Fernsehsendung 1999-Maerz-15, 21:00 Uhr, 1.Programm, Report, mit Hinweis auf eine Organisation namens AGISRA.

agisra e.V.
6.... Frankfurt am Main
(069) 777752
(069) 777755

"Agisra" beraet nun in neuen Raeumen

skoe Nippes - Die Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung (Agisra), urspruenglich untergebracht in der Niederichstrasse (Innenstadt), ist umgezogen in die Steinbergerstrasse. Hier stehen der Beratungsstelle vier Raeume zur Verfuegung. "Wir beraten und unterstuetzen in erster Linie Immigrantinnen", sagt Mitarbeiterin Ida Schage. Taeglich wenden sich Frauen aus den unterschiedlichsten Laendern mit ihren Problemen, zum Beispiel in der Ehe, an die sechs Mitarbeiterinnen. Agisra engagiert sich zudem auch oeffentlich gegen den Rassismus. "Vier Frauen arbeiten hier ehrenamtlich", so Schage. Eine weitere Stelle werde ueber eine Massnahme des Frauenministeriums finanziert, zusaetzlich sei bisher noch eine Frau im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmassnahme (ABM) taetig gewesen. "Leider wurde diese ABM-Stelle bisher nicht verlaengert", sagt Schage. Eine Einweihungsfeier in der Steinbergerstrasse war gleichzeitig eine kleine Protestveranstaltung gegen die Stellenkuerzung.

Quelle: Koelner Stadt-Anzeiger, 4./5.September 1999, Seite 20.


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