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Christlich-Islamische Gesellschaft e.V.
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Die Christlich-Islamische Gesellschaft e.V. als ein Erfahrungsfeld des Dialogs zwischen Muslimen und Christen

Thomas Lemmen, Köln

Die Christlich-Islamische Gesellschaft e.V. (CIG) ist ein Zusammenschluss von Christen und Muslimen zu einem Verein, dessen Hauptaufgabe in der Pflege des Dialogs zwischen den Angehörigen beider Religionen besteht. Innerhalb der Dialoglandschaft Deutschlands stellt sie damit eine besondere Erscheinungsform dar. Sie versteht sich als ein Erfahrungsfeld der Begegnung und Verständigung von Muslimen und Christen. Der folgende Beitrag verfolgt die Absicht, dieses Erfahrungsfeld in theoretischer und praktischer Sicht näher zu beschreiben.

Was ist die CIG? 

Die CIG ist am 10. Juli 1982 unter dem Namen Christlich-Islamische Gesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V. gegründet worden. Mit der am 27. Mai 1989 erfolgten Namensänderung ist der Anspruch verbunden gewesen, über dieses Bundesland hinaus in ganz Deutschland tätig zu werden. Tatsächlich sind die knapp 140 Mitglieder der CIG auf mehr als 60 verschiedene Orte in insgesamt 10 Bundesländern verteilt. Etwa zwei Drittel von ihnen sind jedoch in Nordrhein-Westfalen ansässig, wo nach wie vor der Schwerpunkt der Aktivitäten des Vereins liegt. Der Vereinssitz befindet sich seit 1989 in Köln, die Geschäftsstelle ist seit 2004 wieder in Köln.1 Mehr als ein Drittel der Mitglieder sind Muslime, von denen die meisten geborene oder mittlerweile eingebürgerte Deutsche sind. Die christlichen Mitglieder verteilen sich in etwa gleichen Teilen auf die evangelische und katholische Konfession.

Eine der Besonderheiten der CIG ist darin zu sehen, dass es sich bei dem Verein um einen Zusammenschluss von Personen und nicht von Organisationen handelt.2 Dahinter steht die Überzeugung, dass Dialog sich im eigentlichen Sinn des Wortes nur in der Begegnung von gläubigen Menschen beider Religionen vollziehen kann. Diese Begegnung kann nur dann wirklich gelingen, wenn die Dialogpartner einander auf Augenhöhe treffen. Die Gleichheit ist dadurch gewährleistet, dass die einzelnen Mitglieder als Personen und nicht als Institutionen oder deren Vertreter der CIG angehören. Dadurch soll gleichzeitig der möglichen Gefahr einer Instrumentalisierung des Dialoggeschehens vorgebeugt werden. Weder Kirchen noch Moscheeverbände können eine Mitgliedschaft erwerben, sondern nur deren Angehörige. Die CIG versteht sich jedoch keineswegs als "dritter Weg" der religiösen Organisation. Vielmehr will sie ein Brückenbauer zwischen beiden Religionen sein, was bereits ihr Logo sichtbar zu machen versucht.3

Dieses Grundverständnis der Gleichwertigkeit der Gesprächspartner setzt sich in den Strukturen und Organen des Vereins fort. Der Satzung zufolge müssen der Vorsitzende und seine drei Stellvertreter jeweils zwei Christen und zwei Muslime sein.4 Auch der aus maximal sechs Personen bestehende erweiterte Vorstand muss sich aus einer paritätischen Zahl von Mitgliedern beider Religionen zusammensetzen.5 Darüber hinaus hat der Vorstand in seiner Arbeit, dem dialogischen Charakter der Vereinigung Rechnung zu tragen. Er kann sich daher weder zum Sprachrohr christlicher noch muslimischer Interessen machen, sondern allein der Anliegen des Dialogs. Dazu kann jedoch der Einsatz für bestimmte Angelegenheiten von Muslimen in Deutschland gehören, sofern sie zu deren rechtlicher Gleichstellung mit anderen Glaubensgemeinschaften beitragen. So formuliert die Grundsatzerklärung der CIG vom 19. Februar 1983 folgendermaßen: "Die CIG e.V. will sich zum Fürsprecher sowohl der moslemischen Minderheiten in unserem Land als auch der christlichen Minderheiten in islamischen Ländern machen. Den Moslems in unserer Gesellschaft will sie zu ihrem Recht verhelfen im Bereich der Religionsausübung, der Erziehung, der Gemeindeleitung und des allgemeinen öffentlichen Lebens."6

Was tut die CIG? 

Die CIG ist zu einem Zeitpunkt entstanden, als deutlich geworden war, dass sich die religiöse Landkarte Deutschlands infolge der Einwanderung muslimischer Arbeitnehmer und ihrer Familien nachhaltig verändert hatte. Nach dem 1973 erfolgten Anwerbestopp entschieden sich viele der eingewanderten muslimischen Arbeitnehmer für einen dauerhaften Verbleib im Gastland, wohin ihnen bald ihre Ehegatten und Familienangehörigen nachfolgten. Damit verlagerten sich für viele von ihnen Fragen des religiösen Lebens in das Einwanderungsland. Um den Verpflichtungen ihres Glaubens nachzukommen, begannen die eingewanderten Muslime sich die entsprechenden Strukturen zu schaffen, indem sie muslimische Vereine als Träger von Gebetsstätten gründeten. Gleichzeitig wandten sie sich mit für sie wichtigen Anliegen, wie der Einführung islamischen Religionsunterrichts oder dem Schlachten nach islamischem Ritus, an staatliche Stellen. Mit diesen Fragen trat der Islam allmählich in das Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit. Die im Zusammenhang mit den eingewanderten Muslimen stehenden Angelegenheiten gehörten für viele Beobachter in den Bereich der Ausländerpolitik. Bereits 1976 gründete sich ein bis heute bestehender Gesprächskreis, der sich bezeichnenderweise Islamisch-Christliche Arbeitsgruppe zu Ausländerfragen (ICA) nannte.7 Gleichzeitig begannen die Kirchen in Deutschland das Thema aufzugreifen. Eine Reihe unterschiedlicher Publikationen sollten der Information über den Islam und der Verständigung mit Muslimen dienen.8 Zu diesem Zweck entstanden auch verschiedene kirchliche Einrichtungen, wie die beiden Ökumenischen Kontaktstellen für Nichtchristen (ÖKNI) in den Erzbistümern Köln (1974) und München (1979) sowie die Christlich-Islamische Begegnung - Dokumentationsstelle (CIBEDO), die 1978 in Köln entstand und seit 1981 in Frankfurt am Main ihren Sitz hat.9

Innerhalb dieser Aufbruchstimmung zur Begegnung von Christen und Muslimen entstand auch 1982 die CIG. Entsprechend der damaligen Wahrnehmung des Islam hat sie ihre Aufgabe unter anderem darin gesehen, sich für die gesellschaftlichen Belange der Muslime in Deutschland einzusetzen, wie das die Grundsatzerklärung von 1983 zum Ausdruck gebracht hat. Darüber hinaus hat sie sich von vornherein für die interreligiöse Verständigung und den Dialog von Christen und Muslimen eingesetzt, wobei sie darin eine gemeinsame Aufgabe und Verpflichtung der Angehörigen beider Religionen sieht.

Die ersten Jahre ihres Daseins trat die CIG vor allem mit der jährlichen Durchführung der Christlich-Islamischen Wochen in Erscheinung, die von 1984 bis 1989 stattfanden. Hierbei handelte es sich um Großveranstaltungen, bei denen Christen und Muslime einander eine ganze Woche lang bei einem abwechslungsreichen Programm begegnen konnten. Diese Art der Vereinstätigkeit stellte sie jedoch mit der Christlich-Islamischen Woche 1989 in Georgsmarienhütte vorerst ein. Der frühere Geschäftsführer Klaus Schünemann nennt in seiner Beschreibung der Arbeitsweise der CIG folgenden Grund dafür: "Die Christlich-Islamischen Wochen, welche die CIG in den ersten Jahren nach ihrer Gründung im Jahre 1982 durchführte, erforderten einen Aufwand, der weder durch die Zahl der daran mitwirkenden Mitglieder noch durch deren Beitragsaufkommen dauerhaft gedeckt werden konnte."10 Was die öffentliche Wahrnehmung angeht, wurde es daher in den folgenden Jahren tatsächlich still um die CIG. "Von der CIG habe ich ja schon lange nichts mehr gehört" überschrieb der frühere Vorsitzende Dietrich Schwarze seinen Beitrag über die Arbeitsweise der CIG zu Beginn der neunziger Jahre.11 "Keine großen Veranstaltungen wurden durch die CIG organisiert, keine sichtbaren Impulse in ihrem Namen gegeben; von der CIG wurde keine öffentliche Stellungnahme zu den brennenden Problemen der Zeit abgegeben, keine Leserbriefkampagne gestartet" fährt er in seinem Beitrag fort. Das folgende Jahrzehnt war hingegen von einer intensiven Vernetzung christlich-islamischer Dialogaktivitäten geprägt. An die Stelle großer öffentlicher Veranstaltungen trat der systematische Aufbau und die Pflege persönlicher und institutioneller Kontakte im Bereich des Dialogs. Ohne selbst Veranstalter zu sein, wirkten Mitglieder der CIG fortan bei unzähligen interreligiösen Begegnungen im In- und Ausland mit. Die Arbeit der Geschäftsstelle wandelte sich dahingehend, den erforderlichen Informationsaustausch in Sachen des Dialogs zwischen Mitgliedern und Nichtmitgliedern zu gewährleisten. Dies geschah (und geschieht) hauptsächlich durch die jährliche Mitgliederversammlung, die halbjährliche Versendung eines Mitgliederrundbriefs und den Aufbau der Internetpräsenz seit Anfang des Jahres 1996. Das Spiegel Spezial Nr. 1/1998 stellte der CIG seinerzeit das Urteil aus, "die wohl umfassendste Datensammlung über Muslime in Deutschland" zu besitzen. Der Mitgliederrundbrief erreicht mittlerweile eine weitaus größere Zahl von Nichtmitgliedern im ganzen Bundesgebiet. Darüber hinaus stellt die CIG auf Nachfrage eine Reihe weiterer Angebote zur Verfügung. Sie vermittelt Referenten für Vortragsveranstaltungen, stellt Kontakte zwischen Moschee- und Kirchengemeinden her, berät in Angelegenheiten muslimischen Lebens in Deutschland, beantwortet schriftliche und telefonische Anfragen dazu und gibt lesenswerte Literatur zum Dialog an Interessenten weiter. Dabei schöpft sie aus den Erfahrungen und Kenntnissen ihrer Mitglieder, die zumeist selbst in örtliche Dialoginitiativen eingebunden sind. Auf diese Weise haben die Aktivitäten der CIG seit Anfang der neunziger Jahre zugenommen.

Der Tod des früheren Geschäftsführers Klaus Schünemann, der die Gestalt der CIG von 1992 bis 2000 nachhaltig geprägt hatte, markierte jedoch einen tiefen Einschnitt.12 Auf den ersten Blick schien es unmöglich diese Arbeit fortzusetzen. Nach einer Übergangszeit von mehr als einem Jahr gelang es dem Vorstand der CIG die Vereinsaktivitäten durch eine Aufteilung der Arbeitsschwerpunkte neu zu organisieren. In Zusammenarbeit verschiedener engagierter Mitglieder kann sie die genannten Aufgaben und Angebote seither wieder durchführen. Hinzugekommen ist ferner, dass sie durch das Engagement einzelner Mitglieder erneut bei der Durchführung öffentlicher Veranstaltungen in Erscheinung getreten ist. Die CIG war (und ist) seither Mitveranstalter von Vortragsreihen, Kirchen- und Moscheebesuchen oder Wochenendveranstaltungen an verschiedenen Orten Nordrhein-Westfalens. Anlässlich ihres zwanzigjährigen Bestehens hat sie am 4. Mai 2002 zusammen mit sieben muslimischen und fünf christlichen Organisationen in Mülheim an der Ruhr eine Dialogveranstaltung durchgeführt. Diese Zusammenarbeit war für die Beteiligten derart fruchtbar, dass man eine Fortsetzung des gemeinsamen Bemühens vereinbarte. An die Stelle einer Veranstaltung treten zweimal jährlich in der Trägerschaft der CIG stattfindende Treffen der Kooperationspartner. Das Ziel des sogenannten Christlich-Islamischen Forums besteht darin, das gewonnene Vertrauensverhältnis in der gemeinsamen Behandlung wichtiger theologischer Fragen fortzusetzen.

Was sind die Ziele der CIG? 

Zentrale Aussagen zu den Zielen der CIG finden sich in der Grundsatzerklärung von 1983. Dort ist in der Präambel zu lesen: "Die CIG e.V. ist der freie Zusammenschluss von Christen und Moslems verschiedener Konfessionen und Glaubensrichtungen, die der eigenen Religion treu bleiben und für die jeweils anderen aufgeschlossen sind. Sie sind sich ihrer Gemeinsamkeiten und ihrer Zusammengehörigkeit bewusst, welche in ihrem gemeinsamen Glauben an den einen Gott gründet." Mit diesen Worten ist eine wichtige Voraussetzung für das Selbstverständnis der CIG ausgesprochen. Der Dialog ist eine Begegnung mit dem anderen in der Treue zum eigenen Bekenntnis. Angesichts des immer wieder laut werdenden Vorwurfs, der Dialog führe zur religiösen Vermischung, zum Synkretismus in Gestalt eines "Chrislam", ist diese Aussage von großer Bedeutung. Sowohl von christlicher als auch von muslimischer Seite sind Befürchtungen dieser Art nicht selten zu hören. Tatsächlich mag die Begeisterung mancher im Dialog Engagierter gegenüber der anderen Religion, verbunden mit einer unkritischen Haltung und der Übernahme bestimmter Ansichten dies bestätigen. Für das Selbstverständnis der CIG gehört jedoch zur notwendigen Aufgeschlossenheit gegenüber dem anderen die Treue zum eigenen Glauben. Der Dialog kann daher in diesem Sinne nicht der Entdeckung einer religiösen Identität dienen, er setzt sie vielmehr voraus. Dass sie sich jedoch in der Begegnung und Auseinandersetzung mit dem anderen verändert, ist damit noch nicht ausgeschlossen. Die Voraussetzung für diese dialogische Haltung sieht die Grundsatzerklärung der CIG in dem "gemeinsamen Glauben an den einen Gott" gegeben. Damit knüpft der Text an zentrale Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Muslime an, ohne sie eigens zu begründen.13 Umgekehrt ist an eine Formulierung des Koran zu denken, der Juden und Christen mit folgenden Worten anspricht: "Unser Gott und euer Gott ist einer" (Sure 29,46). Für das Selbstverständnis der CIG ist an dieser Stelle wichtig, dass das Bekenntnis zu dem einen Gott am Anfang des Bemühens steht. Die Aussage mit Inhalt zu füllen und dabei auch Unterschiede und Widersprüche auszuhalten, ist die eigentliche Aufgabe des Dialogs von Christen und Muslimen. Den Weg und das Ziel dazu beschreibt eine weitere Passage aus der Grundsatzerklärung der CIG: "Die CIG e.V. will ein Ort und ein Instrument der Begegnung zwischen Christen und Moslems sein. Begegnung bedeutet Treue zur eigenen Identität und Recht auf Wahrung dieser Identität, aber zugleich Bereitschaft, sich zu bemühen, den jeweils anderen in seiner Religion, Kultur und Mentalität besser zu verstehen und aufzunehmen. Das Gemeinsame soll herausgestellt, das Trennende nach Möglichkeit so erklärt werden, dass die gegenseitige Verständigung fortschreitet."14 Der Passus hebt nochmals die Verwurzelung im eigenen Glauben hervor, verbindet sie aber mit dem Bemühen um ein tieferes und besseres Verstehen des anderen. Dabei kann und soll es zunächst um die Entdeckung und Hervorhebung von Gemeinsamem im Glauben von Christen und Muslimen gehen. Auch die Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Muslime in der Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen Nostra aetate setzen bei den feststellbaren Gemeinsamkeiten an. Das Verhältnis beider Religionen zueinander lässt sich allerdings nicht allein von dem her bestimmen, was zwischen ihnen unstrittig ist. Vielmehr gehören die Unterschiede zu einer theologischen Verhältnisbestimmung hinzu. Christentum und Islam zeichnen sich dadurch aus, dass sie manches verbindet und anderes voneinander trennt. Zum Selbstverständnis beider Religionen gehören jedoch theologische Fragen, in denen sie sich unterscheiden. Die CIG sieht ihre Aufgabe an diesem Punkt darin gegeben, "das Trennende nach Möglichkeit so (zu erklären), dass die gegenseitige Verständigung fortschreitet". Theologisch gesehen, kann es dabei nicht um eine Überwindung der Unterschiede gehen. Vielmehr sollen sie nach Möglichkeit so erklärt werden, dass es zu einer besseren gegenseitigen Verständigung kommt. Damit stellt sich die CIG vor die nicht zu unterschätzende Aufgabe, den anderen in seinem Glauben jeweils so zu verstehen, wie er sich selbst verstanden wissen will.

Dieser Ansatz des Dialogverständnisses der CIG ist letztlich auf eine Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenlebens von Christen und Muslimen gerichtet. Indem beide voneinander wissen, sich um gegenseitiges Verständnis und Respekt voreinander bemühen, können sie einen wichtigen Beitrag für eine gegenseitige Anerkennung leisten. Doch würde man den Ansatz der CIG zu kurz fassen, würde man ihn allein auf diese Dimension beschränken. Vielmehr geht es ihr beim Dialog stets um eine Begegnung zwischen Gläubigen beider Religionen. Diese Dimension darf bei all ihrem Tun nicht aus dem Blick geraten. Sie impliziert einen wachsenden Respekt vor dem Glauben des anderen, ohne in den Inhalten oder der Glaubenspraxis in allem zustimmen zu müssen. Vom Wesen des Geschehens her ist dabei immer an eine Wechselseitigkeit zu denken. Dies hat zur Folge, dass der Christ zwar Christ bleibt, sich aber im Verhältnis zu seinem muslimischen Dialogpartner ändert und umgekehrt.

Was bleibt zu tun? 

Die CIG ist die älteste christlich-islamische Dialogvereinigung in Deutschland. Seit ihrer Gründung sind eine Reihe weiterer Gesellschaften, Vereinigungen und Initiativen auf lokaler oder regionaler Ebene entstanden.15 Die meisten von ihnen haben vergleichbare Strukturen und Arbeitsweisen hervorgebracht. Die Gesellschaften in Pforzheim und Mannheim sind im Zusammenhang mit dortigen Moscheebauvorhaben entstanden. Wie eine Reihe anderer Vereine sind sie daher sehr stark auf die regionalen und lokalen Verhältnisse ausgerichtet. Angesichts des örtlichen Moscheebauvorhabens hat die Stadt Rheinfelden die Mitgliedschaft im Christlich-Islamischen Verein Hochrhein e.V. erworben. Die Begegnungsstube Medina e.V. in Nürnberg ist ein Verein mit mehrheitlich muslimischen Mitgliedern, der sich Begegnung und Dialog zum Ziel gesetzt hat. Alle diese Organisationen haben in den letzten Jahren gute und wertvolle Arbeit geleistet. Diese Bemühungen lassen sich verbessern, indem sie den Austausch, die Kommunikation und die Zusammenarbeit untereinander verbessern. Als eine wichtige Beratungsinstanz ist Ende der neunziger Jahre die Islamisch-Christliche Konferenz in Süddeutschland (ICK) entstanden. Mehrmals im Jahr treffen sich Vertreter verschiedener Gesellschaften, Initiativen und Gruppierungen aus Süddeutschland zu einem Austausch ihrer Arbeit. Ein besonderes Anliegen ist ihnen dabei die theologische Reflexion des Dialogs. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Gruppierungen will auch der Anfang 2003 in Bad Boll gegründete Koordinierungsrat der Vereinigungen des christlich-islamischen Dialogs in Deutschland (KCID) verbessern. Dem KCID, dessen Sitz sich in Berlin befindet und dessen Geschäftsstelle ihre Tätigkeit in Stuttgart aufgenommen hat, gehören zur Zeit insgesamt 13 Mitgliedsvereinigungen an. Über die theologische Reflexion hinausgehend, vertritt der Verband die Interessen seiner Mitglieder in der Öffentlichkeit und versteht sich als Ansprechpartner für Angelegenheiten des christlich-islamischen Dialogs in Deutschland. Mit dem KCID ist damit eine wichtige Institution zur Vernetzung der vielen verschiedenen Dialoginitiativen entstanden. Es bleibt zu wünschen, dass der Dialog zwischen Christen und Muslimen in Deutschland im Zusammenwirken aller Beteiligten weiter fortschreitet.

Fussnoten 

1   Die Geschäftsstelle befindet sich am Wohnort des jeweiligen Geschäftsführers.

2   Der Satzung zufolge können nur natürliche Personen eine Mitgliedschaft erwerben; vgl. Satzung der Christlich-Islamischen Gesellschaft e.V. (Fassung vom 8. Februar 1992), § 4 (www.chrislages.de/satzung.htm).

3   Das Logo der CIG zeigt auf der linken Seite einen Kirchturm und auf der rechten ein Minarett, die ein Bogen miteinander verbindet.

4   Vgl. § 12.

5   Vgl. § 15.

6   Art. 3 Abs. 1+2.

7   Vgl. Selbstdarstellung der Islamisch-Christlichen Arbeitsgruppe, in: CIBEDO-Beiträge 4/1997, S. 122f.

8   Zu erwähnen ist die 1974 vom Kirchlichen Außenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland herausgegebene Handreichung mit dem Titel "Moslems in der Bundesrepublik", der eine Reihe weiterer Publikationen zu unterschiedlichen Themen folgten.

9   Seit 1988 führt ÖKNI Köln den Namen Referat für interreligiösen Dialog (REFIDI). Zu den einzelnen Einrichtungen: Thomas Lemmen: Muslime in Deutschland. Eine Herausforderung für Kirche und Gesellschaft, Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung Bd. 46, Baden-Baden 2001, S. 236-239.

10   Klaus Schünemann: Arbeitsweise der CIG 1998 (www.chrislages.de/thesen98.htm).

11   Dietrich Schwarze: Arbeitsweise der Christlich-Islamischen Gesellschaft 1992 (www.chrislages.de/thesen92.htm).

12   Zur Würdigung des Wirkens von Klaus Schünemann: www.chrislages.de/schuenem.htm.

13   Erinnert sei an die Formulierung der Dogmatischen Konstitution Lumen gentium, wonach Muslime "mit uns den einen Gott anbeten" (Art. 16).

14   Art. 1 Abs. 1.

15   Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien folgende Organisationen genannt: Verein für christlich-islamische Begegnung Ruhr e.V. (1983); Christlich-Islamische Arbeitsgemeinschaft Marl (1984); Christlich-Islamische Gesellschaft Pforzheim e.V. (1989); Christlich-Islamische Gesellschaft Mannheim e.V. (1994); Christlich-Islamische Gesellschaft Karlsruhe e.V. (1995); Christlich-Islamische Gesellschaft in Gießen e.V. (1996); Christlich-Islamische Gesellschaft Region Stuttgart e.V. (1998); Gesellschaft für Christlich-Islamische Begegnung und Zusammenarbeit Stuttgart e.V. (1999); Christlich-Islamischer Verein Hochrhein e.V. (1999); Begegnungsstube Medina e.V. (1999); vgl. Thomas Lemmen: Muslime in Deutschland, S. 246.


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