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Christlich-Islamische Gesellschaft e.V.
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Grusswort des muslimischen Vorsitzenden des Koordinierungsrats des christlich-islamischen Dialogs - KCID
Murat Aslanoglu

 25 Jahre CIG
Festakt der Christlich Islamischen Gesellschaft am 27. Oktober 2007 in Bergisch-Gladbach

Murat Aslanoglu (muslim. Vorsitzender des KCID)

Verehrter Reis-ul Ulema, Dr. Mustafa Efendiya Ceric,

ich verneige mich vor Ihrer Weisheit und Ihrer Herzlichkeit. Ihre Rede hat mich tief beeindruckt und berührt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

mir kommt die nicht ganz einfache Ehre zu, das abschließende Grußwort zu sprechen. Ich möchte Sie mitnehmen in das Jahr 1982. Es ist der 10. Juli, ein Samstag. So wie heute. Die halbe Welt fiebert dem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft entgegen, das am nächsten Tag in Madrid stattfindet. Nur einige Christen und Muslime lassen sich statt vom Fußballfieber lieber vom Dialogfieber anstecken. Sie haben sich in Iserlohn verabredet, um eine weitreichende Entscheidung zu treffen:

Die Gründung der Christlich-Islamischen Gesellschaft (CIG).

Vielleicht hatten sie sich auch vom Liede der Sängerin Nicole inspirieren lassen, die einige Wochen vorher den Eurovisions-Wettbewerb gewonnen hatte. Viele von uns erinnern sich sicher an die Melodie und an den Titel des Songs: "Ein bisschen Frieden".

Ja, das waren noch Zeiten damals. Muslime wurden noch Moslems genannt. Migranten hießen Ausländer. Türken, Italiener, Griechen und Bosnier ware keine Mitbürger, sondern Gastarbeiter. Im kulturellen Sinne hatten die aus den Mittelmeerländern eingewanderten Menschen vieles gemeinsam. Doch im religiösen Bereich war ihre Situation vollkommen unterschiedlich. Eingewanderte Christen fanden von Anfang an kirchliche Strukturen und Betreuungsangebote vor und nahmen sie gerne an. Bei den zugewanderten Muslimen war dies anders. Es gab natürlich einheimische deutsche Muslime, die auch damals schon sehr aktiv waren. Doch muslimische Strukturen waren kaum vorhanden. Diese mussten erst mühevoll aufgebaut werden. In dieser Situation waren es die Kirchen, die in den 70er Jahren Pionierarbeit im interreligiösen Dialog leisteten. Es entstanden Gesprächskreise und Freundschaften. So entstand auch die Idee, eine Gesellschaft zu gründen, die von Muslimen und Christen gemeinsam getragen und geleitet wurde. Denn bis dahin lag der Schwerpunkt im Dialog darin, von kirchlicher Seite Menschen anderer Religionen und Kulturen zu unterstützen. Nun sollte es darum gehen, zusammen über die gesellschaftlichen Herausforderungen nachzudenken. Und gemeinsam zu handeln.

Jetzt waren es die Gründer der CIG, die Pionierarbeit leisteten. Nach und nach wurden christliche und muslimische Gemeinden angeregt, aufeinander zuzugehen und das Gespräch in der Nachbarschaft zu suchen. Im Laufe der Zeit ist eine positive Dialogkultur mit viel Sachverstand entstanden. Dieses neue Selbstverständnis wurde Vorbild für die Gründung weiterer christlich-islamischer Dialoginitiativen in anderen Städten Deutschlands. So auch für die CIG Region Stuttgart, aus der ich stamme und die 1998 von jungen Christen und Muslimen gegründet wurde. Mit ihr wurde deutlich, dass der Dialog von religiösen Menschen auch für die jüngere Generation einen Sinn für ihr Leben stiften kann.

Heute erinnere ich mich sehr gerne fünf Jahre zurück. Es war das 20. Jubiläumsjahr der CIG. Unsere Stuttgarter Gruppe wurde von der CIG nach Köln eingeladen, um unser Theaterstück "Abraham heute" aufzuführen. Wir verbrachten einen sehr schönen Tag miteinander. Und wir besprachen die Idee, ein gemeinsames Dach für alle christlich-islamischen Gesellschaften zu gründen. So entstand eine Partnerschaft zwischen Stuttgart und Köln, zwischen Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, der sich viele weitere Städte und Regionen anschließen sollten. Um den Dialog an der Basis zu stärken, luden wir weitere Dialoginitiativen ein, ein gemeinsames Haus zu gründen, den KCID. Mit dem KCID wollen wir bestehende Initiativen und aktive Menschen miteinander vernetzen und stärken. Wir wollen unsere jahrelange Erfahrung und unser Know-How zur Verfügung stellen. Und wir wollen unseren gemeinsamen Interessen eine bundesweite Stimme geben. Dabei war die CIG nicht nur Ideengeber, sondern auch wesentlicher Mitbegründer des KCID. Und sie trägt einen wichtigen Teil der Arbeit bei. Dafür danke ich euch im Namen des KCID. Ihr in der CIG, wie auch alle Menschen, die sich ehrenamtlich im Dialog einsetzen, bringt viele Opfer auf, um dem Frieden und der Freundschaft zu dienen. Mit eurer Lebensführung zeigt ihr, wo die Begegnung von Christen und Muslimen beheimatet ist: Nicht auf einer weltfremden Spielwiese, sondern in der Mitte unserer jeweiligen Religion.

Meine Damen und Herren,

vor drei Monaten fand in Stuttgart eine Revival des WM-Finales von 1982 statt. Ich durfte dieses Freundschaftsspiel zwischen Italien und Deutschland im Daimler-Stadion live miterleben. Dieselben Herren, die sich damals sprichwörtlich auf dem Rasen bekämpften, ginge jetzt freundschaftlich, fast schon liebevoll miteinander um. Es war der Frieden und die Freude zu spüren, die wir uns alle wünschen.

Als gläubige Muslime und Christen legen wir dabei vor allem Hoffnung in die Liebe und die Barmherzigkeit Gottes. Dies haben 138 muslimische Gelehrte in ihrem Brief an christliche Würdenträger zum Ende des diesjährigen Ramadan ausgedrückt. Zum Abschluss möchte ich Ihnen eine Passage aus dem Appell von Neapel mitgeben, den Religionsführer aus aller Welt vor vier Tagen veröffentlicht haben:

"In der Tiefe unserer religiösen Traditionen haben wir von neuem entdeckt, dass es ohne Dialog keine Hoffnung gibt, sondern nur die Verdammung zur Angst vor den Mitmenschen. Der Dialog räumt die Unterschiede nicht aus. Vielmehr bereichert er das Leben und vertreibt den Pessimismus, der die anderen Menschen als Bedrohung sieht. Der Dialog ist nicht die Illusion der Schwachen, sondern die Weisheit der Starken, die sich der schwachen Kraft des Gebetes anvertrauen. Das Gebet verändert die Welt und das Schicksal der Menschheit. Der Dialog schwächt nicht die Identität, sondern ruft alle dazu auf, das Beste am Anderen zu sehen. Nichts ist verloren durch den Dialog, alles ist möglich durch den Dialog."

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