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Moscheen in Deutschland:

Fuer Frauen kein Zutritt?

In Al-Islam Nr 1/1992 ist auf Seite 26 der Leserbrief einer Glaubensschwester abgedruckt, in dem sie berichtet, dass ihr der Zutritt zu einer Moschee verwehrt wurde, "weil nur Maenner dort hinein duerfen!!" Sie berichtet weiter, dass Muslimas in 80 Prozent der Faelle auf verschlossene Moscheetueren stossen. Zwar kann diese Behauptung nicht auf die Schnelle ueberprueft werden, jedoch sprechen alle Anzeichen dafuer, dass sie -leider- zutrifft.

Man kann diese Mitteilung nur mit der groessten Bestuerzung, ja Empoerung zur Kenntnis nehmen. Die Frage des Zutritts der Frauen zu den Moscheen ist nicht neu und unter den Muslimen gab es viele, die ihre Anwesenheit dort nicht wuenschten: dazu gehoerte auch Umar Ibn Al Khattab. Allerdings ging man immer davon aus, dass Frauen am Besuch der Moscheen nicht gehindert werden duerften, wenn damit keine fitna (= Versuchung) verbunden sei (!); auch duerften sie nicht parfuemiert sein (vergleiche Muslim. Salat, B.29: Buchari, Dschum 'a. B.13) und sollen die Moschee vor den Maennern verlassen (Nasa'i, Sahw. B.77; Abu Dawud, Salat, B.14,48). Es kam und kommt auch vor, dass man eine bestimmte Abteilung der Moschee fuer die Frauen absperrt oder eine Empore fuer sie reserviert.

Unabhaengig davon gilt die hadith, die Buchari (B.11:12) uns wie folgt ueberliefert hat:

Ihn 'Umar sagte: Eine Frau von 'Umar verrichtete gewoehnlich das Morgen- und Nachtgebet in der Gemeinschaft in der Moschee. Ihr wurde bedeutet: "Warum tust du das wo du doch weisst, dass 'Umar das nicht mag und missbilligt?" Da sagte sie: "Was hindert ihn, mir das zu verbieten?" Er sagte: "Was ihn daran hindert ist der Ausspruch des Gesandten Gottes: "Verbietet den Maegden Gottes die Moscheen nicht".

Konsequenterweise unterliegen bei strikter Beachtung islamischer Vorschriften die Frauen keinen Beschraenkungen beim Moscheebesuch, und zwar weder im haram in Mekka noch in der Prophetenmoschee in Medina noch in der Aqsa'-Moschee in Jerusalem.

Ausgerechnet bei uns in Deutschland meinen nun einige schlecht informierte Eiferer, sie muessten Frauen vom Moscheebesuch ausschliessen, und stellen sich damit in einen direkten Widerspruch zu einer Anweisung des Propheten. Dabei ist es aus islamischer Sicht voellig unerheblich und sollte uns auch nicht interessieren, ob dieses verwerfliche Tun traditionell in einem bestimmten islamischen Land seit jeher so gehandhabt wird. Falsch bleibt falsch. Bei denen, die das zu verantworten haben, handelt es sich moeglicherweise um die gleichen Leute, die es hinnehmen, dass (tuerkische) Muslimas (mit Kopftuch) als Klofrauen auf oeffentlichen Maennertoiletten arbeiten.

Es wird nichts bewirken. wenn wir diesen Miss-Stand nur beklagen. Als Muslime sind wir gefordert, ihn zu beseitigen. Zunaechst sollte festgestellt werden, welche Moscheen beteiligt sind, und dann wird man dort auf die Unrechtmaessigkeit hinweisen muessen, damit diese sofort abgestellt wird. Wenn das nichts fruchtet, muessen die betroffenen Muslimas (mit taetiger Unterstuetzung ihrer Ehemaenner, Vaeter, Brueder und aller Muslime) zur Not den Mut zu Demonstrationen vor diesen Moscheen aufbringen, und zwar gegebenenfalls unter Einschaltung der Medien. Es waere falsch, dieses Unrecht einfach hinzunehmen, vor allem schon deswegen, weil dadurch unsere Schwestern an der Erfuellung ihrer religioesen Pflichten gehindert werden. Der Verfasser ist bereit, solche Aktionen koordinierend zu unterstuetzen, und fordert alle islamischen Vereinigungen auf, dem Spuk des Zutrittsverbots zu Moscheen fuer muslimische Frauen in Deutschland umgehend ein Ende zu bereiten. Aus eigener Erfahrung nennen wir die Ali-Moschee in Hamburg als Beispiel dafuer, dass ein ungestoertert Moscheebesuch mit Teilnahme am Freitagsgebet fuer Frauen moeglich und selbstverstaendlich ist, und zwar ohne den Firlefanz von Vorhaengen, Abtrennungen und aehnlichem. Es geht also, wenn man nur will.

Abdullah Borek

Quelle: Rundbrief 05/1992 der Deutschen Muslim-Liga, Hamburg, vom Mai 1992.


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