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Hedwig Dransfeld

wurde am 24.Februar 1871 in Hacheney bei Dortmund geboren. Seit ihrem 8.Lebensjahr war sie Vollwaise und wuchs bei ihrer Grossmutter auf.
Nach ihrer Schulzeit in der Stiftsschule, wo sie bereits durch ausserordentliche Intelligenz und Disziplin auffiel, absolvierte sie am Koeniglichen Lehrerinnen-Seminar in Paderborn eine Ausbildung als Lehrerin, die sie 1890 mit Auszeichnung abschloss.

Bereits im 2.Seminarjahr war sie schwer an Knochentuberkulose erkrankt. Haeufige Operationen folgten, der linke Arm wurde amputiert, und auch in den folgenden Jahren wurde sie immer wieder wochen- und monatelang ans Krankenbett gefesselt. Trotzdem setzte sie neben ihrer Taetigkeit als Lehrerin an der Ursulinenschule in Werl ihre Ausbildung fort. 1892 legte sie die Ergaenzungspruefung fuer mittlere und hoehere Schulen ab. 1897 bestand sie das Examen fuer Schulvorsteherinnen. Von 1904 bis 1911 uebernahm sie in Werl die Leitung eines Lyzeums mit wissenschaftlichen Fortbildungsklassen. Diese Aufgabe steht im Zusammenhang mit ihren vielfaeltigen Bemuehungen, jungen Frauen Selbstbewusstsein zu geben und ihnen zu ermoeglichen, sich mit Studium und Beruf auf das Leben vorzubereiten. Neben ihrer paedagogischen Taetigkeit veroeffentlichte sie Gedichtbaende und zahlreiche Maedchenbuecher.

Im Jahre 1904 uebernahm sie die Schriftleitung von DIE CHRISTLICHE FRAU, einer "Zeitschrift fuer hoehere weibliche Bildung und christliche Frauentaetigkeit in Familie und Gesellschaft", die 1905 das Bundesorgan des Katholischen Deutschen Frauenbundes wurde.

Im November 1912 wurde sie Bundesvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes, der, 1903 gegruendet, ihren Vorstellungen auf die katholische Frauenbewegung entsprach. Bereits im Februar 1912 beschrieb sie den Standort des Verbandes folgendermassen: "Er gehoert zu den nichtkirchlichen Vereinen, die jedoch in Weltanschauungsfragen sich innerhalb ihres Bekenntnisses an der kirchlichen Lehre orientieren wollen, weil sie nach dieser Richtung in der Pflicht ihres Gewissens und ihrer Ueberzeugung stehen."

Es spricht fuer Hedwig Dransfelds Unabhaengigkeit, dass sie trotz ihrer tiefen Einbindung in den katholischen Glauben diesen Verband nicht in eine kirchliche Institution integrierte. Ihre Bestrebungen, Bildung nicht nur fuer eine bestimmte Schicht, sondern fuer alle Frauen des Volkes zu ermoeglichen, ihre Bestrebungen, die Hochschulen fuer die Frauen weiter zu oeffnen, die Gruendung der ersten sozialen Frauenschule im katholischen Raum (1916), die umfassende politische Schulung der Frauen im Hinblick auf das Frauenstimmrecht, allerdings ohne Propaganda fuer dessen Einfuehrung zu machen, kennzeichnen ihren Einsatz fuer die Belange der Frau.
Sie war immer bestrebt, die anstehenden Probleme aufzugreifen und sie der Zeit entsprechend zu loesen.

Mitten im 1.Weltkrieg rief sie 1916 die Frauen des Katholischen Deutschen Frauenbundes im Reichstag in Berlin zu einer Generalversammlung zusammen, die sie in einer Vorausschau auf die zukuenftigen Aufgaben unter das Thema "Die Frau als Mitgestalterin im neuen Deutschland" stellte. Von daher war es fuer sie selbstverstaendlich, dass sie, als 1918 die Frauen das Wahlrecht erhielten, als Mitglied der Zentrumsfraktion in die Nationalversammlung und dann in den Reichstag einzog. Auch hier blieb sie sich selbst treu, als sie gegen ihre eigene Fraktion fuer die Abschaffung der Todesstrafe stimmte.

Ihre parlamentarische Taetigkeit konzentrierte sich auf Schul- und Jugendschutzfragen, die Kleinrentnerhilfe, Gesetzgebung zum Schutze der Familie und die Psychopathenfuersorge. Neben ihrer Abgeordnetentaetigkeit galt ihre unermuedliche Werbung der Errichtung einer Frauenfriedenskirche als Antwort der Frauen auf die Katastrophe des Krieges. Die Vollendung dieser Kirche am 5.Mai 1929 hat sie nicht mehr miterlebt. Hedwig Dransfeld starb, 52jaehrig, am 13.Maerz 1925 in Werl in Westfalen.

Quelle: Bundesministerium fuer das Post- und Fernmeldewesen, Bonn; Dr.E.Gerresheim, Philosophisches Seminar der Universitaet Bonn; Mario Bungert-Kroemer, Friedrich-Ebert-Stiftung, Archiv der sozialen Demokratie, Bonn; Kommissariat der deutschen Bischoefe, Katholisches Buero Bonn. Bundesdruckerei 9.88


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