www.chrislages.de Christlich-Islamische Gesellschaft e.V.

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Erfahrungen und Einschaetzungen zum Christlich-Islamischen Dialog in der katholischen Erwachsenenbildung

Schon seit einigen Jahren bieten wir im katholischen Bildungswerk im Erftkreis, einer Einrichtung des Erzbistums Koeln fuer die Erwachsenenbildung in den Pfarreien des Erftkreises, Veranstaltungen zum Themenbereich Islam an. In den letzten Jahren haben sich zwei Typen von Veranstaltungsformen zum Themenbereich "Christlich- Islamischer Dialog" herausgebildet:

1. So bieten wir immer wieder in Zusammenarbeit mit katholischen Gemeinden in unserer Region Informationsveranstaltungen ueber den Islam an. Hier referiert in der Regel ein katholischer Theologe ueber diese Religion. Moegliche Themen sind:

Einfuehrung in den Islam,
Was Christen und Muslime eint und trennt,
Fundamentalismus und Islam,
Die Frau im Islam,
Der Koran und die Bibel,
Abraham im Koran und in der Bibel,
Islam in Deutschland

und so weiter. Wichtig bei diesen Seminaren ist einerseits die informelle Ebene und dass die Teilnehmer offen ueber ihre Aengste, Vorurteile und so weiter sprechen koennen, ohne Angst zu haben, glaeubige Muslime zu verletzen.

Diese Veranstaltungen finden allgemein gute Resonanz, jedoch wird deutlich, dass Vorurteile nur durch die persoenliche Begegnung beziehungsweise Erfahrung ueberwunden werden koennen.

2. Demzufolge versuchen wir, den ersteren, eher abstrakteren Veranstaltungstyp, durch den "Dialog des Lebens" mit Muslimen zu ergaenzen. Ausgehend von der Tatsache, dass Vorurteile nur durch unmittelbare Begegnung zu ueberwinden sind, haben wir in letzter Zeit immer wieder Fuehrungen in Moscheen und Gespraechskreise mit Muslimen organisiert. Themen der Veranstaltungen waren beispielsweise:

Moscheefuehrung mit anschliessender Diskussion,
Christen und Muslime im Gespraech ueber den Tod und das Leben danach,
Fasten im Islam und im Christentum (in Verbindung mit einem Iftar).

Hier war die Bereitschaft zum Gespraech seitens der angesprochenen muslimischen Gemeinden vor Ort immer wohlwollend und engagiert. Insgesamt nahmen jeweils cirka 25-30 Personen teil.

Persoenliche Zwischenbilanz:
Gelungen ist uns in den letzten Jahren sicherlich, in einigen Gemeinden des Erftkreises Informationen ueber den Islam der oeffentlichen Panikmache entgegenzusetzen. Am wertvollsten und nachhaltigsten sind sicherlich die Begegnungen in den Moscheegemeinden vor Ort. Zu erhoffen ist ein Schneeballeffekt in andere Gruppierungen der Gemeinden und so weiter. Ernuechternd muss aber festgestellt werden, dass etwa im Vergleich mit der Popularitaet des Buddhismus (der ja in seinen gesellschaftlichen Auswirkungen auch zumindest diskussionswert ist), das Interesse an einer fundierten Auseinandersetzung mit dem Islam immer wieder von uns angestossen werden muss. Auch wurde der erste Schritt zum "Dialog des Lebens" eigentlich noch nie von muslimischer Seite aus getan.

Deutlich wird uns aber auch in letzter Zeit, dass Veranstaltungen zum Themenbereich "Islam" immer auch eine Beschaeftigung mit Innenpolitik, oftmals auch mit der Kommunalpolitik vor Ort, sind. Stichworte zur Diskussion, die auch hier in der Region immer wieder auftauchen:

das moegliche Scheitern der multikulturellen Gesellschaft,
Einwanderungsland Deutschland,
Muezzin- oder Minarettdiskussionen,
Bestattungen von Muslimen

und so weiter. Solange diese politischen Fragen nicht geklaert sind, solange, das sei hier thesenartig zum Abschluss behauptet, koennen wir uns vor Ort um Dialog und Begegnung noch so bemuehen, wenn beispielsweise viele tuerkische Mitbuerger immer noch eher "Gastarbeiter" sind und infolgedessen politisch eher in der Tuerkei beheimatet sind, solange wird der Dialog unter diesen politischen Grundbedingungen eher sporadisch bleiben und nur bedingt das friedliche Zusammenleben zwischen den Religionen und den Mitbuergern erleichtern. Wohlgemerkt: Wir werden unser Bemuehen um den Dialog, das Gespraech zwischen den Religionen, besser zwischen Christen und Muslimen, fortsetzen, aber unter etwas realistischeren Vorzeichen und infolgedessen mit geringeren Erwartungen.

Georg Wirtz, Paedagogischer Mitarbeiter (Katholisches Bildungswerk im Erftkreis)