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Lieber beraten als scheiden

Christlich-Islamischer Dialog zum internationalen Eherecht

HEPPENHEIM (roem). Scheiden tut weh, deshalb setzen die Teilnehmer beim Christlichen-Islamischen Dialog an der Bergstrasse auf Beratung statt nur eine - oft zu schnelle - Scheidung. Doch ganz so einfach ist das nicht.

"Wenn die Frau zur Alleinverdienerin fuer den familaeren Lebensunterhalt wird, haben gerade tuerkische Maenner Schwierigkeiten, ihre neue Rolle in der Familie zu finden", berichtete Anita Stalf, ehemalige Leiterin der Allgemeinen Lebensberatung des Heppenheimer Caritasverbandes beim Gespraechskreis des "Christlich-Islamischen Dialogs Kreis Bergstrasse" von ihren Erfahrungen.

Auch die Bensheimer Familienrichterin Renate Metzger-Carl war gekommen, um ueber die Ehescheidung und ihre Folgen zu sprechen. In ihrem Verantwortungsbereich wuerden jaehrlich rund 500 Familienstreitigkeiten bearbeitet. In etwa 25 bis 50 Faellen sei zumindest einer der beiden Partner auslaendischer Staatsangehoeriger. Es werde immer nach dem Recht geurteilt, nach dem die Eheleute verheiratet wurden, es sei denn, das Recht des anderen Staates widerspreche dem Geist deutschen Rechts. Als Beispiel nannte die Expertin die iranische Talak, die einseitige Verstossung der Ehefrau durch den Ehemann.

Schwierigkeiten entstuenden oft durch mangelhaftes Wissen zum kulturellen Hintergrund der jeweiligen familiaeren Situation sowie durch die - bei uns unbekannte - Widerspruchsregelung im tuerkischen Gesetz. Renate Metzger-Carl betonte, dass sie Konflikte auch lieber loesen wuerde, indem sie beraet und nicht scheidet, ihr aber leider der Zugang zu tuerkischsprechenden Sozialarbeitern fehle oder zu Vermittlern aus dem Umfeld der Streithaehne. Gleich bot sich Imam Nihat Eskisu aus Bensheim als Mitarbeiter des tuerkischen Generalkonsulats der Juristin als Berater an.

Von muslimischer Seite wurde deutlich, dass alle Anstrengungen auf den Erhalt der Ehe gerichtet werden sollen. Es wurde mehrfach der Vorwurf erhoben, dass zu schnell und ohne Anhoerung beider Partner eine Scheidung ausgesprochen werde. Also waren sich am Ende der Veranstaltung alle Beteiligten einig: Beratung statt Scheidung heisst die Devise.

Evangelische Kirchenzeitung - Das Sonntagsblatt fuer Hessen und Nassau, Nr.8/1999 vom 21.Februar 1999.


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