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am 21.August 1999 in der Hamburger Moschee. Die Ansprache hielt Halima Krausen, von der auch die englische Uebersetzung stammt.
Waehrend der letzten paar Tage kam mir immer wieder der letzte Vers von Sura Luqman in den Sinn:
Bei Gott allein ist das Wissen von der "Stunde". Er schickt den Regen nieder, und Er weiss, was in den Mutterschoessen ist. Niemand weiss, was er sich morgen einhandelt, und niemand weiss, in welchem Land er stirbt. Gott weiss und nimmt wahr(Sura 31:34).
Die Welt scheint klein geworden zu sein. Durch moderne Verkehrsmittel gelangen wir in wenigen Stunden von einem Erdteil zum anderen, und die Kommunikationstechnologie ermoeglicht uns, mit Menschen ganz auf der anderen Seite des Globus zu sprechen. So ist es auch immer oefter moeglich, dass junge Leute aus verschiedenen Laendern sich kennenlernen und zusammenfinden. Fuer uns deutschprachige Muslime ist es schon fast "normal": eine junge Frau tuerkischer Herkunft mit deutscher Staatsangehoerigkeit heiratet einen jungen Mann aus Grossbritannien, der aus Kaschmir stammt.
Die Welt ist andererseits zu gross in Augenblicken wie diesem, wo man sich physisch nahe sein moechte, um Schmerz und Trauer miteinander zu teilen. Waehrend wir hier zusammensitzen, ist Muhammad irgendwo unterwegs zwischen Istanbul und Birmingham. Sevdas Eltern sind noch in Istanbul. Sie werden in den naechsten Wochen nach Oberhausen zurueckkommen, wo Sevda aufgewachsen ist (tatsaechlich war ihre Schule nur ein paar Strassen entfernt von der, in der ich, eine Generation frueher, die ersten Schuljahre verbracht habe). Sevda hat hier in Hamburg Zahnmedizin studiert - ich sehe, dass eine ganze Reihe ihrer Kommilitonen gekommen sind und auch Angehoerige des Islamischen Studentenbundes, obwohl viele andere durch die Semesterferien in alle Winde zerstreut sind und sicher auch noch gar nicht erfahren haben, was passiert ist. Nach dem Physikum blickte Sevda gerade erwartungsvoll dem Semester entgegen, in dem es tatsaechlich um Patientenbehandlung geht, und ich weiss, dass einige von uns sich schon vorgenommen hatten, zu ihren ersten Patienten zu gehoeren. Hinzu kamen ihre Islamstudien, die ihr sehr am Herzen lagen, und hier muss ich sagen, dass wir mit ihr eine Stuetze unserer Studienkreise verloren haben. Aber Wissenschaft und Pruefungsstreue in beiden Bereichen haben sie nie daran gehindert, Menschen zur Seite zu stehen, die in Schwierigkeiten steckten.
Am Herzen lag ihr auch die Musik. Sie nahm mit Ermutigung ihres Vaters Unterricht und verfuegte ueber einen reichen Schatz an Volksliedern und Ilahis, die sie immer gern mit uns geteilt hat, sei es bei muslimischen Treffen, sei es bei interreligioesen Veranstaltungen.
Auf einer internationalen juedisch-christlich-muslimischen Konferenz war es auch, dass Sevda und Muhammad sich kennengelernt haben, und ich habe in der letzten Woche viele Nachfragen und Beileidsgruessen von Menschen bekommen, die sich fuer diese Verstaendigungsarbeit engagieren und die beiden von daher kennen: von Angehoerigen der Christlich-Islamischen Gesellschaft in Koeln und der Deutschen Muslim-Liga in Bonn, von Prof. Nielsen von den Selly Oak Colleges in Birmingham, wo man sich mit Forschung im Zusammenhang mit christlich-islamischen Beziehungen befasst, von Angehoerigen des Leo-Baeck-College in London, von Gloria Rubin aus den USA, die bei der standesamtlichen Trauung dabei war und ungeachtet der Zeitzonen jetzt wach ist, um zumindest innerlich bei uns zu sein, und von vielen anderen, die ebenso erschuettert sind wie wir und uns in Erinnerung und Gebet verbunden sind.
Sevda und Muhammad waren sich dessen bewusst, dass sie Teil einer Bruecke zwischen den Kulturen und eines Netzwerks zwischen den Religionen sind, vor allem der drei abrahamitischen Religionen. Sevda und ich haben oft davon gesprochen, wie wichtig es ist, beide Kulturen aus erster Hand zu kennen in dieser Welt, die immer weiter zusammenwaechst. Und die Hochzeitsreise der beiden sollte auch in dieser Hinsicht eine gemeinsame Entdeckungsreise werden. Sie fand ein ploetzliches Ende in diesem entsetzlichen Autounfall.
Ich bin in den letzten Tagen oft hilflos mit der Frage "Warum?" konfrontiert worden. Ein Weg scheint abgeschnitten.Aber ist es nicht auch ein Fingerzeig auf das endgueltige Ziel des Weges, den wir alle gehen und bei dem wir alle an dem Punkt vorbeikommen, wo wir Abschied von dieser Welt nehmen muessen?
Abgesehen von den Fakten bin ich immer noch sprachlos.
Trotzdem haben wir versucht, in den Sprachen, auf die es ankommt, einen Beileidsbrief an Sevdas Eltern und Muhammad zusammenzustellen, der hier ausliegt und den nachher alle unterschreiben koennen, die sich daran beteiligen moechten.
Sonst ist mir nichts Besseres eingefallen zu lesen als die
letzten beiden Verse von Surat al-Baqarah
Der Gesandte glaubt an das, was ihm von seinem Herrn herabgesandt wurde, und ebenso die Glaeubigen. Sie alle glauben an Gott und an Seine Engel und an Seine Schriften und an Seine Gesandten: Wir machen keinen Unterschied zwischen Seinen Gesandten. Und sie sprechen: "Wir hoeren und wir gehorchen. Schenke uns Deine Vergebung, unser Herr, und zu Dir ist die Heimkehr."
Gott belastet keine Seele ueber ihr Vermoegen. Sie bekommt, was sie verdient, und sie wird zur Rechenschaft gezogen fuer das, was sie versaeumt. Unser Herr, strafe uns nicht, wenn wir uns vergessen oder vergangen haben. Unser Herr, lege uns nicht eine solche Last auf, wie Du sie denen auferlegt hast, die vor uns waren. Unser Herr, lege uns nichts auf, was wir nicht tragen koennen, und loesche unsere Fehler aus und vergib uns und erweise uns Barmherzigkeit. Du bist unser Meister, darum stehe uns bei gegen diejenigen, die die Wahrheit abweisen.
During these last few days, the last verse of Surah Luqman kept coming to my mind:
With God (alone) is the knowledge of the Hour. He sends down rain, and He knows what is in the wombs. Nobody knows what he will acquire tomorrow, and nobody knows in which country he will die. God is knowing and perceiving(Surah 31:34).
The world seems to have become smaller. Modern means of transport take us from one part of the world to another in a few hours' time, and communication technology makes it possible to talk to people on the other side of the globe. It increasingly happens that young people from different countries get aquainted. For us German-speaking Muslims it has become nearly "normal": a young woman with Turkish background and German nationality marries a young British Muslim with Kashmiri origin.
Again, on the other hand, the world is too big in moments like now when we want to be physically close to share our pain and grief. While we are sitting here, Muhammad is somewhere on the way between Istanbul and Birmingham. Sevda's parents are still in Istanbul; in some week's time they will come back to Oberhausen where Sevda has grown up (in fact, her school was only some blocks away from the one where I spent my first school years one generation earlier).
Here in Hamburg, Sevda studied dental medicine - I can see that quite a number of her fellow students as well as members of the Muslim Students' Association have come even though, due to the vacations, many others have dispersed far and wide and have not even heard yet what happened. After the preliminary medical examination, Sevda was looking forward to the semester when she was actually to start treating patients, and I know of some of us who were planning to be among her first patients. Besides, she had set her heart on Islamic studies, and I must say that with her we lose a strong pillar of our study circles. But neither science nor exam stress ever kept her from helping people who were in trouble.
Another thing she had set her heart on was music. Encouraged especially by her father, she took lessons and knew an immense treasure of Turkish folksongs and ilahis that she readily shared with us, both in Muslim meetings and on inter-religious occasions.
It was in an international Jewish-Christan-Muslim conference that Sevda and Muhammad met. During the last week I received numerous inquiries and notes of condolence from people who are committed to this work for better understanding and who know the two of them in this context: members of the Christlich-Islamische Gesellschaft in Cologne and Deutsche Muslim-Liga in Bonn, Prof.Nielsen from the Selly Oak Colleges for Christian-Muslim relations in Birmingham, co-workers of the Leo-Baeck-College in London, Gloria Rubin from USA, who was there with us at the registry wedding and is now awake, regardless the different time zones, to be with us in spirit, as well as many others who are equally shaken and who are joined with us in memory and prayer.
Sevda and Muhammad were well aware that they were part of a bridge between the cultures and a network between the religions, especially the three Abrahamic religions. Also, Sevda and I have often talked about how important it is to have first-hand knowledge of both cultures in a world that is increasingly growing together. In this respect, their honeymoon journey was supposed to be a joint discovery. It ended suddenly with a terrible traffic accident.
During these last days, I have often been confronted with the helpless question, "Why?" A path seems to be cut off.
But isn't it really something like a cue pointing to the final goal of the path that we all walk and where we all must pass the point where we have to say farewell to this world?
Apart from the facts, I am still speechless.
Nevertheless we have tried to compose a letter of condolence for Sevda's parents and for Muhammad in the languages that matter. It is here for all those of you who want to sign it with us.Finally, I could not think of anything better to recite from
the Qur'an but the last two verses of Surat al-Baqarah
The messenger believes in what has been sent down to him from his Lord, and so do the faithful. They all believe in God and His angels and His scriptures and His messengers: we do not make a difference between any of His messengers. And they say, "We listen and we obey. Grant us Your forgiveness, our Lord, and to You will be the final return."
God does not place on any soul a burden greater than it can bear. It will get what it has earned, and it will be taken to account for what it has neglected. Our Lord, do not punish us when we forget or err. Our Lord, do not place on us a burden like the burden You have placed on those before us. Our Lord, do not place on us a burden that we cannot bear, and wipe out our faults and forgive us and have mercy with us. You are our Protector, therefore help us against those who reject.
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