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Liebe Schwestern und Brueder, liebe Freunde,
Friede sei mit Euch und die Barmherzigkeit Gottes und sein Segen.
Es ist mir eine Ehre und eine grosse Freude, am heutigen Tag unter Ihnen zu weilen und Ihnen die Gruesse und besten Wuensche des Zentralrats der Muslime in Deutschland anlaesslich der 25.Internationalen Studentenkonferenz zur Begegnung von Juden, Christen und Muslimen ueberbringen zu duerfen.
Ihr Hauptanliegen, das Hauptanliegen der Staendigen Konferenz von Juden, Christen und Muslimen ist der Dialog, nein, mehr als das: der Trialog. Der Trialog als Weg zu gegenseitigem Verstehen und gegenseitiger Achtung.
Als Vertreter des Zentralrats der Muslime in Deutschland kann ich, ja "soll" ich Ihnen sagen, dass der Zentralrat mit den ihm angeschlossenen Verbaenden Sie auf diesem Weg begleitet - diesen Weg mit Ihnen geht, denn in dieser Welt, die so eng geworden ist, sind Verstehen und Achtung des Anderen trotz bestehender Unterschiede im Glauben unerlaesslich fuer ein friedliches Zusammenleben - fuer Frieden unter den Menschen und ein gedeihliches Miteinander, nicht Gegeneinander.
Die Staendige Konferenz von Juden, Christen und Muslimen besteht jetzt 25 Jahre. Sie koennen eine beachtliche und eindrucksvolle Liste von Aktivitaeten vorlegen, die ein Beweis dafuer ist, wie ernst Sie es mit der Begegnung und dem Dialog zwischen Mitgliedern der drei Religionsgemeinschaften meinen, die den Glauben an den Einen Gott gemeinsam haben und in der Tradition des Propheten Abraham, auf dem der Segen und der Friede Gottes ruhen moege, verwurzelt sind.
Ja, meine Freunde, so wie Juden und Christen stehen auch wir Muslime in der Tradition dieses Propheten, gehoeren zu seiner Familie, der Familie derer, die sich zu dem Einen, dem Alleinigen, Schoepfer Himmels und der Erde, unser aller Herr, bekennen.
Fuenfmal am Tage, wenn wir uns im Gebet gen Mekka verneigen, richten wir unser geistiges Auge auf die Kaaba, jenes ehrwuerdige Haus, von Abraham und seinem Sohn Ismail erbaut, in dem zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit dieser Eine, dieser alleinige Gott - Allah, wie die Araber, wie die Muslime ihn nennen - verehrt wurde. So ist denn die Kaaba Symbol fuer den Glauben an die Einheit, das Einssein Gottes. Symbol aber auch fuer das eingebettet-sein auch der Muslime in Glaube, Verkuendigung und Lehre aller Propheten Gottes von Adam bis Muhammad.
Moege dieser einzige und alleinige Gott Ihre Bemuehungen um Verstaendigung, um Verstaendnis, um gegenseitige Achtung unter Juden, Christen und Muslimen segnen, amin.
M.A.H.Hobohm
Bendorf, 19.Maerz 1998
Der Allmaechtige,
der Abraham, Ismael, Isaak, Jakob,
Sara, Rebekka, Rachel, Lea,
und alle rechtschaffenen Frauen, Maenner und Kinder
gesegnet hat,
segne diese und alle heiligen Gemeinden,
die in verschiedenen Staetten, in verschiedenen Sprachen
und mit verschiedenen Gebraeuchen
Deinen Namen ehren und Deine Naehe suchen!
Segne dieses Haus,
das uns 25, ja 30 Jahre liebevolle Gastfreundschaft gegeben
hat!
Segne das Andenken der verstorbenen Gruenderinnen,
segne die Leiter und Mitarbeiter
und das Werk ihres Geistes und ihrer Haende
Entferne aus unseren Herzen
Neid, Hochmut, grundlosen Hass und alle boesen Triebe
und pflanze in uns Gottes Ehrfurcht und Menschenliebe!
Moege das Prophetenwort in Erfuellung gehen:
"Von all Euren Goetzen werde ich Euch laeutern.
Ein neues Herz werde ich Euch geben
und einen neuen Geist werde ich in Euch setzen."
Gott der Barmherzigkeit!
Moegen alle Menschen in Wuerde leben,
Gerechtigkeit ueben und empfangen!
Moegen sie im Dienst fuer andere
Freiheit und Erloesung finden!
Gott der Welten!
Breite das Zelt des Friedens
ueber alle Deine Erdenkinder!
Amen
Autor: Jan Fuchs
Bendorf. Seit 1974 findet im Hedwig-Dransfeld-Haus (HDH) jaehrlich eine internationale Studenten-Konferenz statt. Liberale Juden, Christen der verschiedenen Konfessionen und Muslime geben sich in Bendorf ein Stelldichein. In diesem Jahr kamen 165 Teilnehmer aus Europa, den Vereinigten Staaten, aus Nord- und Suedafrika und aus Israel zusammen, um eine Woche lang miteinander zu sprechen und zu beten, wobei die Kunst des Zuhoerens einen besonders grossen Stellenwert einnimmt. Das HDH ist eines der wenigen Orte in Europa, an dem Theologie-Studenten die Moeglichkeit haben, ueber erste Eindruecke von der jeweils anderen Religion hinauszugehen.
"Wir begruessen nicht nur die Arbeit dieses Hauses, weil wir wissen, dass zum Dialog und Trialog auch das Wissen ueber den anderen gehoert, wir muessen Ihnen auch ein Kompliment machen: Sie sind uns voraus, Sie praktizieren hier schon den Trialog", betonte Oberkirchenrat Dr. Juergen Regul, Duesseldorf, in seiner Grussbotschaft anlaesslich der Jubilaeumsfeier innerhalb der "25. Internationalen Studenten-Konferenz zur Begegnung von Juden, Christen und Muslimen", an der auch unter anderem der Praesident der Al Al-Bait-Universitaet Amman, Dr. Adnan Bakhit, in der Vertretung des Kronprinzen El Hassan Bin Talal von Jordanien teilnahm.
Neben den Gespraechsgruppen spielten die Referate zum Konferenz-Thema "Freiheit als Herausforderung" aus der Sicht der jeweiligen Religionen eine grosse Rolle. Der Begriff Freiheit wuerde im juedischen Glauben meist im Zusammenhang mit der Sklaverei gesehen. Auch im persoenlichen Leben sei das symbolische "Aegypten" sowohl Geburtsort als auch der Ort der eigenen Begrenzungen. Unsere Freiheit koenne nicht daran gemessen werden, was wir aus unserer Sehnsucht machten, sondern daran, wie wir mit unseren Begrenzungen umgingen, so Jonathan Wittenberg, Rabbiner einer konservativen Gemeinde in London.
"Wenn ich von Freiheit spreche, dann spreche ich von dem Recht eines jeden Individuums, sein oder ihr gesamtes Potential zu verwirklichen, das zu sein, was er oder sie im tiefen Inneren wuenscht, eingeschraenkt nur durch die Rechte der anderen und im Zusammenhang mit einer breiten Verpflichtung gegenueber unserer gemeinsamen Heimat, der Erde", erklaerte bekannte muslimische Befreiungstheologe Dr. Farid Esack, Kapstadt (Suedafrika).
Die muslimischen Teilnehmer - meist Mitglieder der Deutschen Muslim-Liga, Bonn - hatten waehrend der gemeinsamen Woche einen Tagungsraum zu ihrem Gebetsraum umgestaltet, in dem sie sich mehrmals am Tag zum Gebet versammelten.
In seiner christlichen Textarbeit anhand des Hebraeerbriefes 5, 5-10, stellte Dr. Guy Rammenzweig, Bottrop, das Bild von der Gastfreundschaft heraus. Erst wenn wir versuchen wuerden, genau hinzuhoeren, gelaenge der Dialog, und wir wuerden auf geheime Weise einer des anderen Gast.
"Unsere Beziehung zu Gott ist keine Frage der Entfernung, sondern der Richtung, in die wir schauen wollen, ob wir nun eine Zeitlang innerhalb des "Lagers" bleiben oder das Risiko eingehen, ausserhalb zu reisen. Moege Gott uns helfen, dass wir unserem "Lager" die besondere Gabe mitbringen, die wir gefunden haben", so Rabbiner Dr. Jonathan Magonet vom Leo-Baeck-College London.
Lilo Heine
Bendorf. Im Hedwig-Dransfeld-Haus (HDH) wird nicht nur ueber andere Religionen gesprochen, hier wird bereits seit 1968 der echte Dialog zwischen Christen und Juden und seit 1974 auch der Trialog praktiziert. Juden, Christen und Muslime setzten sich in diesem Jahr eine Woche lang nicht nur mit dem Thema "Freiheit als Herausforderung" auseinander, sie lebten und beteten miteinander und liessen somit das Zitat Martin Bubers und Leitwort des Hauses "Alles wirkliche Leben ist Begegnung" zur Wirklichkeit werden. Die 165 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der "25. Internationalen Studenten-Konferenz zur Begegnung von Juden, Christen und Muslime (JCM)" kamen nicht nur aus Deutschland und England, sondern auch aus Israel, den USA und Afrika.
"Das Hedwig-Dransfeld-Haus ist eines der wenigen Orte in Europa, an dem Theologen die Moeglichkeit haben, ueber erste Eindruecke von der jeweils anderen Religion hinauszugehen", hob Rabbiner Prof. Dr. Jonathan Magonet vom Leo-Baeck-College in London hervor. Zusammen mit der 1986 verstorbenen Anneliese Debray, der ehemaligen Leiterin des HDH, hatte er diese jaehrlich stattfindende Konferenz ins Leben gerufen. Der Kunst des Zuhoerens misst der juedische Theologe einen besonderen Stellenwert bei. Erst wenn Menschen versuchten, genau hinzuhoeren, gelaenge der Dialog und wir wuerden auf geheime Weise einer des anderen Gast, betonte auch der evangelische Theologe Dr. Guy Rammenzweig, Bottrop, waehrend einer christlichen Textarbeit.
Neben Gespraechsgruppen waehrend der gemeinsamen Woche, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre persoenlichen Erfahrungen miteinander teilten und voneinader lernten, spielten die Referate zum Konferenz-Thema "Herausforderung zur Freiheit" aus der Sicht der jeweiligen Religionen eine grosse Rolle. Der Begriff "Freiheit" wuerde im juedischen Glauben meist im Zusammenhang mit der Sklaverei gesehen. Auch im individuellen Leben sei das symbolische "Aegypten" sowohl der eigene Geburtsort als auch der Ort der eigenen Begrenzungen. Unsere Freiheit koenne nicht daran gemessen werden, was wir aus unserer Sehnsucht machten, sondern daran, was wir mit unseren Begrenzungen anfangen wuerden, so Rabbiner Jonathan Wittenberg, London.
"Wenn ich von Freiheit spreche, dann spreche ich von dem Recht eines jeden Individuums, sein oder ihr gesamtes Potential zu verwirklichen, das zu sein, was er oder sie im tiefen Inneren wuenscht, eingeschraenkt nur durch die Rechte der anderen und im Zusammenhang mit einer breiten Verpflichtung gegenueber unserer gemeinsamen Heimat, der Erde", erklaerte Dr. Farid Esack, amtierender Leiter der Kommission fuer Gleichstellungsbelange in Kapstadt. Der muslimische Befreiungstheologe setzt sich fuer die Gleichberechtigung der Geschlechter samt aller Implikationen fuer den islamischen Glauben und seine Praxis ein. In seinem beeindruckenden Vortrag warnte er: "Die Natur der Welt, in der wir heute leben, und das Potential unserer Zerstoerungswaffen bedeuten, dass das Schicksal aller Menschen unloesbar miteinander verbunden ist. Es gibt keine selektive Existenz fuer irgendeine spezifische Gemeinschaft, denn der Kuchen der Menschheit kann nicht mehr entbacken werden. Wir gehen unter oder schwimmen zusammen."
Unter den Gaesten zur 25jaehrigen Jubilaeumsfeier der "Internationalen Studenten-Konferenz zur Begegnung von Juden, Christen und Muslimen" befand sich der Praesident der Al Al-Bait-Universitaet Amman, Dr. Adnan Bakhit. Er ueberbrachte Grussworte von Seiner Koeniglichen Hoheit, Kronprinz El Hassan Bin Talal von Jordanien, der sich sehr fuer den Trialog zwischen Juden, Christen und Muslime einsetzt und die Bitte aeusserte, nicht nur einander anzunehmen in Dingen, in denen wir uebereinstimmen, sondern auch, wo wir unterschiedlicher Auffassung sind.
Die Zionsschwester, Sr. Dr. Katherine Wolff (NDS), Rom, konstatiert in ihrer Rueckschau, dass sie als Tochter eines juedischen Vaters und einer christlichen Mutter sehr frueh den Dialog mit Juden gesucht habe. "Ich habe im Laufe dieser Zusammenkuenfte entdeckt, dass wir vieles teilen koennen, aber auch, dass Trennendes besteht. Aber nur, wenn wir die Unterschiede anerkennen, erlauben wir dem anderen, die oder der selbst und somit wirklich zu sein. Eines hat mich persoenlich sehr beruehrt: die Entdeckung und Erfahrung, dass wir gemeinsam den einen Gott anbeten."
Die muslimischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten waehrend der Begegnungswoche einen Tagungsraum zu ihrem Gebetsraum umgestaltet, in dem sie sich dreimal am Tag zum Gebet versammelten.
In dem nach dem roemisch-katholischen Ritus gefeierten Gottesdienst hielt Fr. Hidra Rashed, Pfarrer der koptischen Gemeinde "Engel St. Michael" in Maghagha (Aegypten), die Predigt. Unsere Herzen muessten von Liebe erfuellt sein, damit wir uns voller Vertrauen den Menschen um uns herum zuwenden koennten. Nur auf diese Weise wuerden wir wirkliches Licht und gutes Salz sein, hob er hervor.
"Unsere Beziehung zu Gott ist keine Frage der Entfernung, sondern der Richtung, in die wir schauen wollen, ob wir nun eine Zeitlang innerhalb des Lagers bleiben oder das Risiko eingehen, ausserhalb zu reisen. In dieser Woche reisten wir ausserhalb des Lagers. Moege Gott helfen, dass wir unserem Lager die besondere Gabe mitbringen, die wir gefunden haben, die Gabe, die reinigt und Heilung bringt, fuer uns und unsere Gemeinschaft", so Rabbiner Jonathan Magonet in seiner Predigt am Sabbat.
Lilo Heine
Bendorf. Im "Hedwig-Dransfeld-Haus" (HDH) wird nicht nur ueber andere Religionen gesprochen, hier wird bereits seit 1968 der echte Dialog zwischen Christen und Juden und seit 1974 auch der Trialog praktiziert. Liberale, konservative und orthodox gepraegte Juden, katholische, orthodoxe und evangelische Christen sowie Mitglieder der Deutschen Muslim-Liga setzten sich auch in diesem Jahr eine Woche lang nicht nur mit dem Thema "Freiheit als Herausforderung" auseinander, sondern lebten zusammen, beteten miteinander und liessen so das Leitwort des Hauses "Alles wirkliche Leben ist Begegnung" (Martin Buber) zur Wirklichkeit werden. Die 165 Teilnehmer der "25. Internationalen Studenten-Konferenz zur Begegnung von Juden, Christen und Muslime" kamen aus Deutschland, England, Weissrussland, den Vereinigten Staaten, Aegypten, Jordanien, Suedafrika und Israel.
"Das HDH ist eines der wenigen Orte in Europa, an dem Theologen die Moeglichkeit haben, ueber erste Eindruecke von der jeweils anderen Religion hinauszugehen", erklaerte Rabbiner Dr. Jonathan Magonet vom Leo-Baeck-College in London. Zusammen mit der 1985 verstorbenen Anneliese Debray, der ehemaligen Leiterin des HDH, und dem ebenfalls bereits verstorbenen Schech Salah Eid hatte er diese jaehrlich stattfindende Konferenz ins Leben gerufen. Die Zionsschwester, Sr. Dr. Katherine Wolff (NDS), Rom, konstatierte bei ihrer Rueckschau: "Ich habe im Laufe dieser Zusammenkuenfte entdeckt, dass wir vieles teilen koennen, aber auch, dass Trennendes besteht. Aber nur, wenn wir die Unterschiede anerkennen, erlauben wir dem anderen, die oder der selbst und somit wirklich zu sein. Und eines hat mich persoenlich sehr beruehrt, naemlich die Entdeckung und Erfahrung, dass wir gemeinsam den einen Gott anbeten."
Unter den Gaesten befand sich auch Dr. Georg Evers von Missio Aachen, der die JCM-Konferenz in den Anfaengen mitbegleitete. In Vertretung des Kronprinzen El Hassan Bin Talal von Jordanien, dem die Verantwortung der drei monotheistischen Religionen fuer die Welt sehr am Herzen liegt, ueberbrachte der Praesident der Al Al-Bait-Universitaet Amman, Dr. Adnan Bakhit, Grussworte.
Die muslimischen Teilnehmer hatten waehrend der Begegnungswoche einen Tagungsraum zu ihrem Gebetsraum umgestaltet.
In den waehrend der Mittagspause in "Speakers' Corner" angebotenen kleinen Vortraegen informierte unter anderem die sechskoepfige aegyptische Gruppe ueber die koptische Kirche. Fr. Hidra Rashed, Pfarrer der koptischen Gemeinde "Engel St. Michael" in Maghagha (Aegypten), hielt die Predigt in dem nach roemisch-katholischen Ritus gefeierten Sonntagsgottesdienst.
Neben den Gespraechsgruppen spielten die Referate zum Konferenzthema "Freiheit als Herausforderung" aus der Sicht der jeweiligen Religionen eine grosse Rolle. Der Begriff Freiheit wuerde im juedischen Glauben meist im Zusammenhang mit der Sklaverei gesehen. Auch im persoenlichen Leben sei das symbolische "Aegypten" sowohl Geburtsort als auch der Ort der eigenen Begrenzungen. Unsere Freiheit koenne nicht daran gemessen werden, was wir aus unserer Sehnsucht machten, sondern daran, wie wir mit unseren Begrenzungen umgingen, so Jonathan Wittenberg, Rabbiner einer konservativen Gemeinde in London.
Wenn ich von Freiheit spreche, dann spreche ich von dem Recht eines jeden Individuums, sein oder ihr gesamtes Potential zu verwirklichen, das zu sein, was er oder sie im tiefen Inneren wuenscht, eingeschraenkt nur durch die Rechte der anderen und im Zusammenhang mit einer breiten Verpflichtung gegenueber unserer gemeinsamen Heimat, der Erde", erklaerte Dr. Farid Esack, amtierender Leiter der Kommission fuer Gleichstellungsbelange in Kapstadt. Der bekannte muslimische Befreiungstheologe setzt sich fuer die Gleichberechtigung der Geschlechter samt aller Implikationen fuer den islamischen Glauben und seine Praxis ein. Die Natur der Welt, in der wir heute lebten und das Potential unserer Zerstoerungswaffen bedeuteten, dass das Schicksal aller Menschen unloesbar miteinander verbunden sei. Es gaebe keine selektive Existenz fuer irgendeine spezifische Gemeinschaft, denn der Kuchen der Menschheit koenne nicht mehr entbacken werden. "Wir gehen unter oder schwimmen zusammen", so der Suedafrikaner.
"Unsere Beziehung zu Gott ist keine Frage der Entfernung, sondern der Richtung, in die wir schauen wollen, ob wir nun eine Zeitlang innerhalb des "Lagers" bleiben oder das Risiko eingehen, ausserhalb zu reisen. Moege Gott uns helfen, dass wir unserem "Lager" die besondere Gabe mitbringen, die wir gefunden haben", so Rabbiner Dr. Jonathan Magonet in seiner Predigt zum Sabbat.
Lilo Heine
Im "Hedwig-Dransfeld-Haus" (HDH) wird nicht nur ueber andere Religionen gesprochen, hier wird bereits seit 1968 der Dialog zwischen Christen und Juden und seit 1974 auch der Trialog praktiziert. Liberale, konservative und orthodoxe Juden, katholische, orthodoxe und evangelische Christen sowie Muslime setzten sich eine Woche lang nicht nur mit dem Thema "Freiheit als Herausforderung" auseinander, sondern lebten zusammen, uebersetzten sich gegenseitig ins Englische oder Deutsche, beteten und feierten Gottesdienste miteinander. Nicht nur die eigene Identitaet wurde durch das Zusammensein gestaerkt, auch das Leitwort des Hauses "Alles wirkliche Leben ist Begegnung" (Martin Buber) wurde Wirklichkeit.
Jeweils ein Drittel der 165 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehoerte einer der drei Glaubensgemeinschaften an. "Partner im Dialog" sind das Leo-Baeck-College, London, das Hedwig-Dransfeld-Haus, Bendorf, und die Deutsche Muslim-Liga Bonn e.V., Bonn. Und so gaben in diesem Jahr katholische Priester, evangelische Pfarrer, Rabbiner aus England, der Pfarrer einer koptischen Gemeinde in Aegypten sowie ein muslimischer Religionsprofessor Einblicke in ihre Religionen. Das Leo-Baeck-College in London bietet nicht nur zusaetzliche Seminare ueber das Christentum und den Islam an, die Teilnahme der angehenden Rabbiner oder Religionslehrer an dieser jaehrlichen JCM-Konferenz ist Teil des Studienplans. In diesem Jahr nahmen neben orthodoxen Jugendlichen aus Israel auch zwoelf Studentinnen und Studenten dieses Colleges an der JCM-Tagung teil. Aber auch drei junge Leute aus deutschen juedischen Kultusgemeinden waren gekommen. Einer von ihnen hat vom juedischen Landesverband Niedersachsen ein Stipendium fuer ein Studium am Leo-Baeck-College erhalten.
Rueckblickend auf die vergangenen JCM-Tagungen gestand die Zionsschwester, Sr. Dr. Katherine Wolff (NDS), Rom, anlaesslich der 25jaehrigen Jubilaeumsfeier, dass sie im Laufe der Zusammenkuenfte entdeckt habe, dass zwar vieles geteilt werdem koenne, dass aber auch Trennendes bestehe. Und nur, wenn wir die Unterschiede anerkennen wuerden, erlaubten wir dem anderen, die oder der selbst und somit wirklich zu sein. Eines habe sie persoenlich sehr beruehrt, naemlich die Entdeckung und Erfahrung, dass wir gemeinsam den einen Gott anbeteten.
Schech Bashir Dultz ist Vorsitzender der Deutschen Muslim-Liga. Waehrend der Feier erinnerte er sich daran, dass er bei seiner Rueckkehr aus Nordafrika im HDH eine geistliche Heimat fand. Er begruesste die Teilnahme einer Gruppe koptischer Christen aus Aegypten: "Ich weiss, wie schwer es meine christlichen Brueder in Aegypten haben und empfinde es als eine Bereicherung, sie unter uns zu wissen."
Die muslimischen Teilnehmer hatten waehrend der Begegnungswoche einen Tagungsraum zu ihrem Gebetsraum umgestaltet. Waren es in den vergangenen Jahren meist die Juden, die auf ihre Religion aufmerksam machten, so waren es in diesem Jahr die Muslime, die in einer sanften Art auf den Islam hinwiesen. An der Jubilaeumsfeier nahm sowohl der Praesident der Al Al-Bait-Universitaet Amman, Dr. Adnan Bakhit, in Vertretung des Kronprinzen El Hassan Bin Talal von Jordanien teil als auch der 2. Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Mohammad Aman Hobohman, Bonn. Das Fest wurde somit auch mit der in arabischer Sprache gebeteten erste Sure "Die Oeffnende" begonnen.
Im nach roemisch-katholischem Ritus vollzogenen Sonntagsgottesdienst hielt Fr. Hidra Rashed, Pfarrer der koptischen Gemeinde "Engel St. Michael" in Maghagha (Aegypten) die Predigt. Er war es auch, der zu Beginn des muslimischen Gottesdienstes "Dhikr" am Samstagabend als orthodoxer Christ ein Gebet sprach, in dem "Allah" als der gemeinsame Gott angerufen wurde. Somit waren die koptischen Christen waehrend der Konferenz zu einem Bindeglied zwischen Christentum und Islam geworden.
Der Kunst des genauen Hinhoerens nahm unter den Teilnehmern einen besonderen Stellenwert ein. Neben Gespraechs- und Projektgruppen spielten die Referate zum Konferenzthema "Freiheit als Herausforderung" aus der Sicht der jeweiligen Religionen eine grosse Rolle. Der Begriff Freiheit wird im juedischen Glauben meist im Zusammenhang mit der Sklaverei gesehen, erklaerte Jonathan Wittenberg, Rabbiner einer konservativen Gemeinde in London. Auch im persoenlichen Leben sei das symbolische "Aegypten" sowohl Geburtsort als auch der Ort der eigenen Begrenzungen. Unsere Freiheit koenne nicht daran gemessen werden, was wir aus unserer Sehnsucht machten, sondern daran, wie wir mit unseren Begrenzungen umgingen.
Aus Suedafrika kam der bekannte muslimische Befreiungstheologe Dr.Farid Esack. Der in den 80er Jahren der Gemeinschaft "Call of Islam" angehoerende Religionsprofessor ist heute amtierender Leiter der Kommission fuer Gleichstellungsbelange in Kapstadt. Wenn er von Freiheit rede, dann spreche er von dem Recht eines jeden Individuums, sein oder ihr gesamtes Potential zu verwirklichen, das zu sein, was er oder sie im tiefen Inneren wuenscht, eingeschraenkt nur durch die Rechte der anderem und im Zusammenhang mit einer breiten Verpflichtung gegenueber unserer gemeinsamen Heimat, der Erde. Die Natur der Welt, in der wir heute lebten und das Potential unserer Zerstoerungswaffen bedeuteten, dass das Schicksal aller Menschen unloesbar miteinander verbunden sei. Es gaebe keine selektive Existenz fuer irgendeine spezifische Gemeinschaft, denn der Kuchen der Menschheit koenne nicht mehr entbacken werden. "Wir gehen unter oder schwimmen zusammen", so der muslimische Theologe.
"Unsere Beziehung zu Gott ist keine Frage der Entfernung, sondern der Richtung, in die wir schauen wollen, ob wir nun eine Zeitlang innerhalb des "Lagers" bleiben oder das Risiko eingehen, ausserhalb zu reisen. Moege Gott uns helfen, dass wir unserem "Lager" eine besondere Gabe mitbringen, die wir gefunden haben", gab der Leiter des Leo-Baeck-College, Rabbiner Dr. Jonathan Magonet, allen mit auf den Weg.
Copyright Lilo Heine
Evangelisches Sonntagsblatt im Rheinland
"Koran, Befreiung und Pluralitaet"
Referent: Dr. Farid Esack, muslimischer Theologe, Kapstadt
Bendorf. "Mein persoenlicher Einsatz im suedafrikanischen Befreiungskampf hat mir die Augen dafuer geoeffnet, wie religioese Texte gebraucht und Traditionen selektiv aufgerufen werden koennen, um speziellen ideologischen Zielen zu dienen sowie der Apartheid als selbst auch dem Befreiungskampf", erklaerte Dr. Farid Esack in seinem in englischer Sprache gehaltenen Vortrag. Die liberale Vorstellung von der individuellen Freiheit, wie sie in der Menschrechtserklaerung der Vereinten Nationen verkoerpert wuerde, sei den meisten Muslimen und der muslimischen Kultur und Tradition fremd. Ihr sozialkulturelles Erbe befasse sich im wesentlichen mit Pflichten gegenueber Familie und Sippe.
Auf Einladung des Internationalen Gespraechskreises Bendorf und des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz sprach der suedafrikanische Muslime im evangelischen Gemeindesaal. Sein Vortrag wurde von einem angehenden Rabbiner aus London uebersetzt.
Der bekannte muslimische Theologe hat nicht nur in Pakistan und Mekka studiert, sondern auch in Frankfurt und Birmingham. Er war in den 80er Jahren Praesident der suedafrikanischen Gemeinschaft "Call of Islam", die sich in erster Linie als Teil der unterdrueckten schwarzen Bevoelkerung sah. Heute ist Dr.Esack amtierender Leiter der Kommission fuer Gleichstellungsbelange in Kapstadt und setzt sich fuer die Gleichberechtigung der Geschlechter samt aller Implikationen fuer den islamischen Glauben und seine Praxis ein.
In seinem interessanten Vortrag wies der Suedafrikaner auf Texte im Koran hin, die ein Werkzeug zur Unterdrueckung der Frauen sind, wenn man sie ausserhalb des historischen Kontext betrachtet. Nicht die Religion sei schuld an der Ungerechtigkeit gegenueber den Frauen, sondern eine von Maennern gepraegte Gesellschaft. Bibelstellen sowohl in der juedischen als auch in der christlichen Tradition zeigten jedoch ebenfalls diese Tendenz der Abhaengigkeit auf.
"Unser theologisches Erbe befasst sich, waehrend es reich ist an Vorstellungen von der Heiligkeit menschlicher Wesen, im Wesentlichen mit unseren Pflichten Gott und der uebrigen Schoepfung gegenueber", betonte der muslimische Gelehrte. "Ich sage damit nicht, dass die individuelle Freiheit nicht mit dem Islam vereinbar ist. Ich sage lediglich, dass sie kein bedeutender Teil unserer Theologie ist." Trotz des offensichtlichen Mangels an Engagement fuer die Menschenrechte haetten muslimische Regierungen jedoch ueberall in der Welt fast immer die internationalen Menschrechtsabkommen ratifiziert.
Lilo Heine
EMail to the author and facilitator Rabbi Michael Hilton
Reviews of the book of Rabbi Michael Hilton
a standing conference of Jews, Christians and Muslims in Europe (JCM-Partners in Dialogue), - titled Tradition and Change II - The Challenge of Human Freedom in Hedwig-Dransfeld-Haus, Bendorf Germany.
It was also to celebrate the 25th anniversary for the running of the conference, and to present awards for the long hard working wonderful people, who had the brilliant idea to build this bridge for understanding and healing.
The recipients of the awards (attending the conference) where:
And in absentia:
And in memory of:
Crown-Prince Hassan of Jordan had sent a representative - Dr Adnan Bakhit - president of "Al-Al-Bait"-University of Amman-Jordan, who delivered the speech on behalf of HRH.
The number of participants 175. Language where German and English. The participants where from all age groups. (including children/infants, as families, who would like to attend, can bring their off-spring. Facilities where provided to take care for each participant).
There was a student group, that met the week before, consisting of students from Israel, Germany, USA and Egypt. (The Egyptian Coptic group had brought with them their priest, who really was a wonderful addition to the gathering). After their meeting for a week - they joined our group, who has just arrived to spend a week - so they had two weeks to get to know each other better, to develop friendships, and one week to get to mingle with the other group (us, where some of our group where students too).
(For some of the Israeli group, it was an emotional traumatic experience, for it was the first time they went out of Israel to Europe and to Germany - where one of the students saw the name of her grandfather, as a victim of the Holocaust.
(It was in the museum where a running movie of the names of the victims in the Holocaust).
The poor child fainted. And also from the Israeli group, a teacher Ilan Nagar, from Kannot High School, promised that on his web-site he will produce a page on the conference. Where he will to speak about the group's experience with pictures - he took many pictures.
Each day of the week, in the morning, everyone attended the meditation session. Each day it was from the different perspective of the different religion. Muslim, Jewish and Christians.
And so was the daily lecture (different perspective from different religions), then the buzz-group, where a group of 10 gets together in a circle and discuss the lecture, then the plenary, where participants can ask questions about the lecture.
There was a speakers corner, where people are asked, when they arrive, if they would like to take on a corner (like the one we have here in London). There were "Project"-groups where you put your name down from the day you arrive - the project can be from dancing, yoga, pottery, languages (Hebrew, Arabic) and religious studies (it is working together idea).
Then in the evening their was a discussion group well balanced to have Jews, Christians and Muslims that can discuss what ever, the lecture of the day, the on-going conference, the feelings. The group facilitator always finds a translator to facilitate, when in the group there were some people, who did not understand the other language spoken at the time.
Then the Muslim Friday prayer, Muslim text Study. And in the evening the Shabbat Service, Kiddush, (it was oneg Shabbat). Saturday it was Shabbat Service - Jewish text study and in the evening meal Havdalah. Late in the evening the Muslim group did Dhikr. Sunday Christian Service, Christian text Study.
There were intra-faith meetings, as each religion was represented by more then one sect. (And I believe, that it was in the intra-faith dialogue, that there was more heated discussion than with inter-faith dialogue).
It was a wonderful fulfilling experience - that I wanted to share with all of you.
Bericht von den Bendorfer Konferenzen 1997/1998
Seit nunmehr 25 Jahren gibt es in Deutschland einen Ort, von dem man ohne Uebertreibung sagen kann: hier pulsiert der interreligioese Dialog wie sonst kaum irgendwo in Europa. Das Hedwig-Dransfeld-Haus in Bendorf bei Koblenz ist dieser Ort. Vom 10. bis 17. Maerz 1997 fand die Internationale Studentenkonferenz zur Begegnung von Juden, Christen und Muslimen statt. Wozu gleich angemerkt werden muss: Studenten ist hier in einem weiteren Sinne gemeint. Der Wille zum Studium, Begegnung und Lernen koenne jedes Alter kennzeichnen und auszeichnen, betonen die Veranstalter ausdruecklich in ihrer Einladung. Mitveranstalter und -gestalter dieser Tagung sind ausser dem Hedwig-Dransfeld-Haus mit Ute Stamm das reformjuedische Leo-Baeck-College in London unter Leitung des Rabbiners Dr. Jonathan Magonet, sowie die Deutsche Muslim-Liga in Bonn mit Sheikh Bashir Ahmad Dultz. 1997 waren rund 140 Gaeste aus vielen Teilen der Welt, hauptsaechlich aus Deutschland, England und den USA, aber auch aus Ungarn, Israel und Malaysia zur Tagung gekommen.
Eine Besonderheit von Bendorf stellt es dar, dass die Themen ueber mehrere Konferenzen hin jeweils unter einem besonderen Blickwinkel gestellt werden. Das derzeitige Leitthema Tradition und Veraenderung wurde 1997 zum erstenmal angegangen, und zwar unter dem Blickwinkel Identitaet und Zukunftsvisionen. Es hat sich bewaehrt, pro Konferenz lediglich drei Hauptvortraege anzubieten. Die junge Rabbinerin Deborah Myers-Weinstein, Absolventin des Leo-Baeck-Colleges, sieht die ideale Zukunft des Judentums dann angebrochen, wenn wir uns in unserer Besonderheit so wohl fuehlen, dass wir uns universell um das Wohlergehen der Gesellschaft kuemmern koennen. Das bedeutet fuer sie, mit den Fragen zu leben, die unsere moderne juedische Identitaet konfrontieren. Mohammed Gulbar, Lehrer in Birmingham, sprach sehr persoenlich: ueber die Probleme eines in England geborenen Pakistani, als Muslim und fremdlaendisch Aussehender im Westen, in Europa zu leben. Dabei trat Gulbar mit einem sympathischen Selbstbewusstsein auf, das gar nicht auf die Idee kommt, fuer den Islam apologetisch zu werden.
Neben den Vortraegen ist in Bendorf stets viel Zeit fuer gemischte, die ganze Konferenz begleitende Gespraechsgruppen, die exegetische Arbeit an Texten aus den Heiligen Schriften und fuer Workshops. Das abendliche Konzert mit der juedischen Saengerin und Taenzerin Shura Lipovski aus Amsterdam waere allein schon Wert gewesen, auf diese Konferenz zu gehen. Vor allem aber ist in Bendorf Raum fuer die von Freitag bis Sonntag stattfindenden Gottesdienste. Sie sind der aeussere Hoehepunkt jeder Konferenz. Die Angehoerigen der anderen beiden Religionen werden zu den jeweiligen Feiern eingeladen. Bendorf ist nicht nur ein Ort, an dem Religionen miteinander reden, sondern hier wird auch miteinander gefeiert, gebetet, gesungen, getanzt.
Vom 16-23. Maerz 1998 fand die Bendorfer Trialog-Tagung zum fuenfundzwanzigsten Male statt. Rund 160 Gaeste vornehmlich aus Deutschland, England, Israel und den USA nahmen daran teil. Das Leitthema Tradition und Veraenderung wurde diesesmal angegangen unter dem Blickwinkel Freiheit als Herausforderung. Eher meditativ war der Vortrag des englischen Rabbiners Jonathan Wittenberg, der das Exodus-Geschehen nicht nur in seiner identitaetsstiftenden Relevanz fuer das juedische Kollektiv beschrieb, sondern gewissermassen auch als symbolisches Muster individueller Begrenzungen und einer individuellen Reise in die Freiheit. Allerdings sei die Freiheit nicht das letzte Ziel des Auszugs, vielmehr diene die Freiheit der Erloesung und dem Gottes-Dienst (Sinai). Freiheit ist nicht die Gelegenheit zu handeln, wie wir wollen, sie ist der Unterschied zwischen einem Sklaven und einem Diener. Diesen Unterschied erlaeuterte Wittenberg mit dem beruehmten Vers des Dichters und Religionsphilosophen Yehuda Halevi: Diener der Zeit sind Diener von Dienern, der Diener Gottes allein ist frei. Durch Sinai werden wir Diener Gottes.
Herausragende Persoenlichkeit der 25.Tagung war der muslimische Theologe Dr.Farid Esack aus Suedafrika, der sowohl den Vortrag fuer die islamische Gruppe als auch die chutba (Predigt beim Gemeinschaftsgebet am Freitag) hielt. Esack, der in der Anti-Apartheid-Bewegung aktiv mitgewirkt hatte, ist derzeit einer der Regierungskommissare fuer die Gleichstellung der Geschlechter in Suedafrika. Bedingt durch sein Engagement ist Esack durch und durch ein liberal und undogmatisch denkender Befreiungstheologe. Sein unlaengst erschienenes Buch Qur'an, Liberation and Pluralism. An Islamic Perspective of Interreligious Solidarity against Oppression (Oxford 1997) legt eindrucksvoll Zeugnis davon ab. Esack besitzt ein ausgepraegtes Bewusstsein fuer die Relativitaet und Veraenderlichkeit von Traditionen, Strukturen und Individuen. So bemerkt er in seinem Vortrag: Wenn ich von Freiheit spreche, dann spreche ich von dem Recht jedes Individuums, sein oder ihr gesamtes Potential zu verwirklichen, das zu sein, was er oder sie im tieferen Inneren wuenscht, eingeschraenkt nur durch die Rechte anderer und im Zusammenhang mit einer breiteren Verpflichtung gegenueber unserer gemeinsamen Heimat, der Erde.
Ueber die marktwirtschaftliche Natur der globalen Zusammenhaenge, in denen wir leben, gibt Esack sich keinen Illusionen hin: die individuelle Freiheit sei eminent mit dem ideologischen Gepaeck des modernen Industriestaates verbunden, zusammen mit der Coca-Kolonisation eines globalen Bewusstseins durch einen Prozess unbarmherziger MacDonaldisierung. Mit anderen Worten, meine Freiheit wurde am Busen des Kapitalismus erworben, zusammen mit allen seinen Vorherrschaftsplaenen ueber meine ebenso geschaetzten, wenn auch sich staendig veraendernden kulturellen und religioesen Traditionen.
Bedauernswert ist, dass die beiden christlichen Vortraege (Annegret Moellers, 1997, und Annette Stolte, 1998) jeweils ausschliesslich den christlich-juedischen Dialog und seine Schwierigkeiten anvisierten, wohingegen der Dialog mit den Muslimen ueberhaupt nicht im Blick war. Das ist symptomatisch fuer die grosse Scheu insbesondere der deutschen (protestantischen) Theologie, sich endlich mit vollem Ernst und ganzem Einsatz auch der koranischen und islamischen Theologie zu stellen. Zu unbequem ist offenbar der religionstheologische Anspruch, dass es post Christum und extra ecclesiam noch goettliche Offenbarung geben koennte, wie ihn der Koran und die islamische Theologie erheben.
Aeusserer Hoehepunkt der Tagung 1998 war ein Festakt zum 25jaehrigen Jubilaeum der Bendorfer Trialog-Tagungen. Der vorgesehene Hauptredner, El Hassan Bin Talal, Kronprinz von Jordanien, hatte kurzfristig absagen muessen. Seine Ansprache brachte jedoch, in Vertretung des Kronprinzen, Dr.Adnan Bakhit, Rektor der Al-AlBait-Universitaet von Amman, zusammenfassend zu Gehoer. El Hassan Bin Talal, bekannt fuer sein Engagemant im interreligioesen Dialog, spricht sich dafuer aus, im Dialog vor allem die Gemeinsamkeiten zu betonen: Die Herausforderung des interreligioesen Dialogs sollte nicht fehlgeleitet werden auf ein Hineintauchen in die metaphysischen Glaubenssaetze, die jeder Glaubensgemeinschaft eigen sind. Vielmehr sollte er danach suchen, die universalen menschlichen Werte zu benennen und zu teilen. Bezogen auf den stagnierenden, ja gefaehrdeten Friedensprozess in seiner Heimatreligion (Heimatregion? CIG) laesst die Rede des Kronprinzen deutlich seine Ueberzeugung erkennen, dass dieser interreligioese Dialog eine entscheidende Rolle in der Friedensarbeit spielt.
Erwaehnenswert war 1998 auch die aktive Mitgestaltung des christlichen Abendmahlsgottesdienstes durch die Kopten. Hidra Rashed, Priester der koptischen Kirche im aegyptischen Maghagha, hielt die Predigt. Sie stand ganz im Zeichen der Liebe: Die wichtigste Kraft, mit der wir arbeiten, ist die Kraft der Liebe, und sie ist bedingungslose und unendliche Liebe, weil der allmaechtige Gott ihr Ursprung ist. Jesus aber sei das Vorbild praktizierter Liebe schlechthin. Ohne Liebe gebe es keine wahre Freiheit.
Es bleibt jedem einzelnen selber ueberlassen, wie sehr er oder sie sich bei diesen Tagungen aktiv miteinbringen moechte. Auch auf persoenlicher Ebene gibt es Entwicklungen im Laufe der Jahre. Denn wo der Dialog beziehungsweise Trialog lebendig ist, stoesst er Prozese an: nicht allein kognitive des Lernens, sondern auch innere, spirituelle Prozesse, die Reifen und Sich-Wandeln mit sich bringen. Keine und keiner geht so von dannen, wie sie/er nach Bendorf gekommen ist. Die meisten kommen im Laufe der Jahre wieder, wenn sie nicht sogar zu den Dauerteilnehmern gehoeren. Bendorf ist - man darf es so sagen - eine Gemeinde, eine lebendige abrahamitische Gemeinde. Diese Konferenzen sind der beeindruckende Beweis dafuer, dass es zwischen diesen drei Religionen Judentum, Christentum und Islam nicht nur in der Theorie gelehrter Buecher oder feierlicher Schlussdokumente, sondern auch im gelebten Leben selber Geschwisterlichkeit im Sinne gleichberechtigter, toleranter Partnerschaftlichkeit und Mitmenschlichkeit gibt. Das ist fuer jeden, der sich in welcher Form auch immer fuer den interreligioesen Dialog engagiert, nicht nur von grossem informativen Gewinn, sondern auch eine wertvolle persoenliche Erfahrung, die Mut und neue Motivation schafft, dieses Engagement im je eigenen Lebensalltag trotz manchmal sehr ernuechternder Erfahrungen weiterzufuehren.
Martin Bauschke
Quelle: Reinhard Kirste, Paul Schwarzenau, Udo Tworuschka
(Herausgeber), Die dialogische Kraft des Mystischen - Religionen
im Gespraech, Band 5 (RIG 5), Seiten 487-490,
Bericht von hk in Nr.87/1998 Seite 27.
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