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Alles Kinder von Vater Abraham

VON MARKUS DÜPPENGIESSER
Koelner Stadtanzeiger vom 05.10.01

Nicht nur Erwachsene stellen sich nach den Attentaten in Amerika vermehrt Fragen über den Islam. Viertklässler aus einer Grundschule erhielten von einer Islamkennerin eine Einführung in den Glauben der Muslime.

Junkersdorf - „Zwei Tage nach dem Anschlag konnte Hadi nicht schlafen. Er saß die ganze Zeit vor CNN und wartete auf die Nachricht, dass es doch keine Moslems waren“, berichtet Hadis Mutter bei ihrem Vortrag in dessen Klasse. Hadi konnte es nicht fassen, dass die Tausenden von Toten in Amerika auf das Konto von angeblichen Glaubensbrüdern gehen sollen. Ähnlich wie dem Zehnjährigen ging es den meisten Schülern der Ildefons-Herwegen-Grundschule in Junkersdorf. Ob Muslim oder nicht: „Alle waren erschüttert“, erinnert sich Lehrerin Michaela Camps an den Mittwoch nach den Flugzeugattentaten. „Die Kinder hatten ein sehr diffuses Bild von der Situation“, stimmt Andrea Beckmann ihr zu. Die beiden Religionspädagoginnen teilen sich den Religionsunterricht für die vierte Jahrgangsstufe. Der Vorfall war jedoch in allen Fächern Thema Nummer eins. „Die Kinder hatten ein dringendes Bedürfnis zu reden. Sie konnten es einfach nicht begreifen.“

Immer wieder hörten die Jungen und Mädchen davon, dass „die Islamisten“ an allem schuld seien. Den Islam kennen zu lernen, das steht bei den Viertklässlern ganz regulär auf dem Lehrplan. „Aber eigentlich kommt das Thema »Weltreligionen« erst später im Jahr dran“, so Camps. Im Rahmen der Reihe kommt dann Wafaa El Saddik in die Schule. Die Archäologin aus Ägypten ist Muslimin, hat Islamwissenschaften studiert - und sie ist die Mutter von Hadi, der gerade in die vierte Klasse geht. Auf Grund der Ereignisse hat sie ihren Vortrag vorgezogen.

„Das Wort »Islam« kommt von »Salam«. Und das heißt Frieden.“ El Saddik schreibt den Friedensgruß auf Arabisch an die Tafel. „Wir schreiben von rechts nach links.“ „Ist das Zeichenschrift?“ möchte ein Mädchen wissen, als sie die Schriftzeichen sieht. „Nein, das ist eine Buchstabenschrift. So wie die lateinische.“ Die Archäologin betont die Gemeinsamkeiten von Judentum, Christentum und Islam. „Die drei Weltreligionen sind Verwandte.“ Sie erzählt von ihrem gemeinsamen Stammvater, von Abraham. Auf der Landkarte zeigt sie, wo Abraham herkam. „Aus Mesopotamien. Dem jetzigen Irak.“

Irak, von dem Land haben die Kinder schon gehört in den Nachrichten. Man sieht's ihnen an. Doch sie bleiben ruhig. Wissen sie denn auch, wie der Sohn Abrahams heißt, will El Saddik wissen. Ein Blondschopf in der zweiten Reihe schnipst los. „Jesus!“ „Jesus kam später“, erklärt die Archäologin, ohne aus dem Konzept zu kommen.

Muslime glauben an denselben Gott und an seine Propheten, erklärt sie. „Wir glauben auch an Jesus und wir verehren Maria. Aber außerdem glauben wir an Mohammed als den letzten Propheten.“ El Saddik zeigt Dias von den Moscheen von Mekka und Medina. „Boah geil“, „Cool“, „Uff“ entfährt es den Zehnjährigen angesichts der prächtigen Bauten. Massenhaft strömen auf den Bildern die weiß gekleideten Menschen in die Moscheen. „Wenn wir in Mekka und Medina sind, ziehen wir gerne weiße Kleidung an. Das Weiß spiegelt die innere Sauberkeit, die wir empfinden“, erläutert die Kennerin des Islams. In den Gotteshäusern sehe es gar nicht so anders aus als bei den Christen. „Aber wir haben keine Bänke, auf denen wir sitzen, sondern Teppiche. Man kann mehr Ruhe haben, wenn man auf dem Boden kniet und meditiert.“

Täglich sollen Muslime fünfmal beten. Zum Beten müsse man nicht in die Moschee gehen. „Aber es ist schön, wenn viele Leute zusammen beten.“ Muslime können überall beten. Der Boden sollte nur sauber sein. Einen Gebetsteppich hat die Ägypterin auch mitgebracht. Gen Mekka ist der Teppich auszurichten, dazu habe der Muslim auch einen Kompass dabei. „In Deutschland sind das auf dem Kompass ungefähr 240 Grad.“

Und dann lernt die Muslimin zur Abwechslung etwas von den Kindern. Sie hat eine Gebetskette mitgebracht, mit der ihre Glaubensgenossen die 33-fachen Gebetsrufe abzählen. Ob die Schüler so etwas schon einmal gesehen hätten? Ja, haben sie. „Ein Rosenkranz“, tönt es wie aus einem Munde. „Ach, so heißt das bei den Christen.“


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