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Von Ulrich Pick
ROTTENBURG, 5.Januar. Die Dioezese Rottenburg-Stuttgart der katholischen Kirche hat das Recht von Moslems bekraeftigt, in Deutschland eigene Gotteshaeuser zu bauen. Das Papier mit dem schlichten Titel "Die Haltung der Dioezesanleitung bezueglich anstehender Moscheebauten" ist die erste offizielle Erklaerung einer Dioezese beziehungsweise Landeskirche zu diesem in Deutschland oft emotional diskutierten Thema. Bislang hatten sich zwar Katholiken vor Ort haeufig mit den Anliegen der Moslems solidarisiert, eine Erklaerung der Kirchenleitungen gab es aber nicht.
Hintergrund der Rottenburger Verlautbarung - sie erschien mit Beginn des Fastenmonats Ramadan - sind aktuelle Bauantraege fuer Moscheen in Staedten des Bistums. Darauf erkundigten sich etliche verunsicherte Katholiken bei ihrer Kirchenleitung nach der offiziellen Haltung. Das zweiseitige Schreiben, das an alle Dekane der Dioezese Rottenburg-Stuttgart verteilt wurde, spiegelt deutlich die Handschrift von Bischof Walter Kasper wider, der als einer der Liberalen im deutschen Episkopat gilt. So heisst es im Text woertlich: "Es ist fuer uns eine Selbstverstaendlichkeit, dass die muslimischen Mitbuerger eine Gebetsstaette beziehungsweise Moschee und entsprechende Gemeinderaeume haben, die auch von aussen durch Symbole erkennbar sind." Zur Argumentation wird auch das bei vielen konservativen Theologen vergessene Zweite Vatikanische Konzil herangezogen. So wird das Konzilsdokument "Dignitatis humanae" zitiert, in dem es heisst, "dass die menschliche Person das Recht auf religioese Freiheit hat".
Grundsaetzlich unterstreicht Wolfgang Roedl, Fachreferent der Dioezese fuer nichtchristliche Religionen: "Muslime haben ein Recht auf Moscheen." Er weist auf die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit hin. "Selbst wenn in einigen islamischen Laendern wie beispielsweise Saudi-Arabien sich das Christentum nicht in der gewuenschten Weise entwickeln kann, ist das fuer uns kein Grund, Muslimen hier bei uns dieses Recht zu verweigern."
Als konkrete Wirkung des Papiers erhofft sich Roedl einen verstaerkten Dialog zwischen Christen und Moslems vor Ort. Dieser koenne helfen, die beiderseitigen Vorurteile abzubauen. Entsprechend positiv reagierte die Islamisch-Christliche Konferenz fuer Sueddeutschland, eine Vereinigung von 20 interreligioesen Dialoggruppen aus Baden-Wuerttemberg, Bayern und dem Elsass. Das Gespraech zwischen Christen und Moslems hierzulande sei unerlaesslich, erklaerte ihr Sprecher, Klaus Holz. "Ich kann es aber nur mit jemandem fuehren, der sich zeigt, nicht mit einem Hinterhofislam. Gerade deshalb halte ich auch Moscheen fuer wichtig."
Quelle: Frankfurter Rundschau, 6.Januar 1998, Seite 4
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