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Tagungsprogramm
Pressemeldung der CIG
Christliche Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger sowie Vertreterinnen islamischer Verbände nahmen an einer Fachtagung der Christlich-Islamischen Gesellschaft am 20. Oktober 2008 in Köln teil. Die Tagung erörterte in interreligiöser Besetzung die theologischen und praktischen Grundlagen für die Qualifizierung muslimischer Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger.
Domradio 21.10.2008
Schicksalsschläge können jeden treffen. Der Wandel in den sozialen Strukturen führt dazu, dass auch deutsche Muslime in Krisensituationen immer seltener auf den traditionell starken Familienverband zurückgreifen können. Vertreter islamischer Verbände haben sich jetzt dafür ausgesprochen, Muslime stärker in die Notfallseelsorge einzubeziehen, obwohl der Islam eigentlich keine Seelsorge kennt.
Die Christlich Islamische Gesellschaft erarbeitet Konzept zur Notfallseelsorge (PDF) Es gebe Bedarf für eine islamische Seelsorge nach Unglücken und plötzlichen Trauerfällen, sagte Kemalettin Oruc, Dialogbeauftragter der Türkisch-Islamischen Union (DITIB), in Köln. Bislang seien Imame jedoch nicht ausgebildet, um Angehörigen nach tragischen Vorfällen Beistand zu leisten. „In der Türkei gibt es solch eine Seelsorge nicht“, sagte Oruc mit Blick auf die christliche Notfallseelsorge.
Engin Karahan, Öffentlichkeitsreferent der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG), hielt eine Notfallbegleitung für Muslime ebenfalls für notwendig. Dazu sollten sich die bestehenden Seelsorgesysteme stärker für muslimische Partner öffnen. Zugleich müssten sich auch die Muslime mehr einbringen. „Ich denke, man kann aus dem Erfahrungsschatz der christlichen Notfallseelsorge schöpfen“, sagte Karahan. Eine eigene Krisenbegleitung nur für Muslime lehnte er ab. Es sollte einen gemeinsamen Pool aller Religionen geben.
Im Islam gebe es eigentlich keine Seelsorge wie im Christentum, erklärte Nigar Yardim, muslimische Theologin des Verbandes der Islamischen Kulturzentren (VIKZ). Der islamische Fürsorge-Gedanke sei in der Praxis jedoch ähnlich. Yardim betonte, dass Christen sterbenden oder trauernden Muslimen nicht mit islamischen Gebeten beistehen könnten. Wenn in einer Unfallsituation aber nur ein christlicher Seelsorger zugegen sei, könne er einem Muslim trotzdem auf menschliche Weise Trost spenden.
Auch der evangelische Landespfarrer für Notfallseelsorge im Rheinland, Joachim Müller-Lange, betonte, dass Christen eine Krisenbegleitung von Muslimen für Muslime nicht ersetzten könnten.
Wenn katholische oder evangelische Seelsorger an einen Unglücksort gerufen würden, wüssten sie zunächst nicht, welchen Glauben ein Betroffener habe. Deshalb sei es wichtig, bei Bedarf auch an geschulte muslimische Helfer verweisen zu können, sagte Müller-Lange bei der Fachtagung der Christlich-Islamischen Gesellschaft.
Es gibt bundesweit rund 250 Notfallseelsorgeteams, die unmittelbar nach tragischen Vorfällen den Opfern und ihren Angehörigen zur Seite stehen. Getragen werden die Dienste meist von Pfarrern und anderen Mitarbeitern der evangelischen und katholischen Kirche. Daneben gibt es auch viele ehrenamtliche Mitarbeiter, die speziell für diese Aufgabe geschult wurden. Um auch Muslime stärker einzubinden, arbeitet die Christlich-Islamische Gesellschaft (CIG) derzeit an einer Erweiterung der bisherigen Ausbildung für Notfallseelsorger.
Link: www.domradio.de/aktuell/artikel_45943.html
Audio: Interview mit Dr. Thomas Lemmen, im Format WMA oder im Format MP3
Evangelischer Pressedienst 21.10.2008
Vertreter islamischer Verbände haben sich dafür ausgesprochen, Muslime stärker in die Notfallseelsorge einzubeziehen. Es gebe einen Bedarf für eine islamische Seelsorge nach Unglücken und plötzlichen Trauerfällen, sagte Kemalettin Oruc, Dialogbeauftragter der Türkisch-Islamischen Union (DITIB), am Montag in Köln. Bislang seien Imame jedoch nicht dafür ausgebildet, Angehörigen nach tragischen Vorfällen Beistand zu leisten. "In der Türkei gibt es solch eine Seelsorge nicht", sagte Oruc mit Blick auf die christliche Notfallseelsorge.
Engin Karahan, Öffentlichkeitsreferent der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG), hält eine Notfallbegleitung für Muslime ebenfalls für notwendig. Dazu sollten sich die bestehenden Seelsorgesysteme stärker für muslimische Partner öffnen. Zugleich müssten sich auch die Muslime mehr einbringen. "Ich denke, man kann aus dem Erfahrungsschatz der christlichen Notfallseelsorge schöpfen", sagte Karahan. Eine eigene Krisenbegleitung nur für Muslime lehnte er ab. Es sollte einen gemeinsamen Pool aller Religionen geben.
Im Islam gebe es eigentlich keine Seelsorge wie im Christentum, erklärte Nigar Yardim, muslimische Theologin des Verbandes der Islamischen Kulturzentren (VIKZ). Der islamische Fürsorge-Gedanke sei in der Praxis jedoch ähnlich. Yardim betonte, dass Christen sterbenden oder trauernden Muslimen nicht mit islamischen Gebeten beistehen könnten. Wenn in einer Unfallsituation aber nur ein christlicher Seelsorger zugegen sei, könne er einem Muslim trotzdem auf menschliche Weise Trost spenden.
Auch der evangelische Landespfarrer für Notfallseelsorge im Rheinland, Joachim Müller-Lange, betonte, dass Christen eine Krisenbegleitung von Muslimen für Muslime nicht ersetzten könnten. Wenn katholische oder evangelische Seelsorger an einen Unglücksort gerufen würden, wüssten sie zunächst nicht, welchen Glauben ein Betroffener habe. Deshalb sei es wichtig, bei Bedarf auch an geschulte muslimische Helfer verweisen zu können, sagte Müller-Lange bei der Fachtagung der Christlich-Islamischen Gesellschaft.
Es gibt bundesweit rund 250 Notfallseelsorgeteams, die unmittelbar nach tragischen Vorfällen den Opfern und ihren Angehörigen zur Seite stehen. Getragen werden die Dienste meist von Pfarrern und anderen Mitarbeitern der evangelischen und katholischen Kirche. Daneben gibt es auch viele ehrenamtliche Mitarbeiter, die speziell für diese Aufgabe geschult wurden. Um auch Muslime stärker einzubinden, arbeitet die Christlich-Islamische Gesellschaft derzeit an einer Erweiterung der bisherigen Ausbildung für Notfallseelsorger.
Link: www.epd.de/nachrichten/nachrichten_index_58425.html
IGMG 21.10.2008
Notfallseelsorge heißt akute seelsorgerische Krisenintervention. Notfallseelsorger betreuen Menschen und deren Angehörige bei Unfällen, Todesfällen und anderen schmerzlichen Erfahrungen des Lebens. Doch welche Bedürfnisse haben Muslime in Notfallsituationen? Wie können Muslime in die Arbeit der Notfallseelsorge eingebunden werden? Wie können Notfallseelsorger interreligiöse Kompetenzen erwerben? Welche Konzepte und Ausbildungswege sind brauchbar?
Um diese Fragen zu diskutieren, lud die Christlich-Islamischen Gesellschaft (CIG e.V.) christliche Notfallseelsorger sowie Vertreter islamischer Verbände zu einer Fachtagung am 20. Oktober 2008 ein.
Bei der Tagung, die in der Villa Hahnenburg des VIKZ stattfand, erörterte erstmalig in interreligiöser Besetzung die theologischen und praktischen Grundlagen für die Qualifizierung muslimischer Notfallseelsorger. Während Pfr. Karl-Heinz Schanzmann und Almut Schanzmann sowie Luise Becker und Saniye Özmen von ihren Erfahrungen als berufliche und ehrenamtliche Notfallseelsorger berichteten, legten Landepfarrer Joachim Müller-Lange, Diakon Peter Neumann und Nigar Yardim die theologischen Grundlagen eines seelsorgerischen Einsatzes nach einem Notfall aus muslimischer und christlicher Sicht dar. Eine immer bedeutendere Rolle in der Notfallseelsorge spielen Ehrenamtliche. Wie diese ausgebildet werden und welche Erfahrungen gemacht wurden, berichteten der Ehrenamtliche Bertram Meier und Pfr. Ralph Radix.
Doch ist das derzeit praktizierte Konzept der Notfallseelsorge für Muslime überhaupt relevant? Dies erörterten Engin Karahan von der IGMG und Kemalettin Oruc von der DITIB. Karahan wies insbesondere darauf hin, dass dem Trend der Sonderbehandlung der Muslime auch in diesem Bereich entgegengewirkt werden müsse. „Es ist den meisten zwar nicht bewusst, doch die sozialen Auffangmechanismen und die traditionelle Fürsorge der Muslime werden immer schwächer. Dies ist aber nicht migrationsbedingt, sondern eher eine Folge der Verstädterung und anderen Veränderungen der Lebensumstände.“, so Karahan weiter. Die Moscheen hätten bedarf und auch das Potenzial sich dieser und ähnlicher Aufgaben zu stellen.
Ein Modellprojekt in Trägerschaft der Christlich-Islamischen Gesellschaft wird einen Grundkurs zur Ausbildung ehrenamtlicher muslimischer Notfallseelsorger entwickeln. „Es ist allen Beteiligten klar, dass hier eine spezielle Ausbildung greifen muss. Notfallseelsorge unter Beteiligung von Muslimen ist keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit“, sagte Thomas Lemmen, Geschäftsführer der Christlich-Islamischen Gesellschaft. Das Pilotprojekt fand großes Interesse der teilnehmenden Notfallseelsorger und Vertreter islamischer Verbände.
Die Christlich-Islamische Gesellschaft ist Deutschlands ältester und größter Zusammenschluss von Christen und Muslimen zur Förderung des interreligiösen Dialogs. Seit 1982 arbeitet der Verein vornehmlich in NRW. Die IGMG ist Teilnehmer des CIF, eines interreligiösen Forums des CIG e.V. (am)
Link: www.igmg.de/nachrichten/newsdetails/notfallseelsorge-fur-muslime-und-mit-muslimen.html
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