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Anmerkung: Was wir schon eingangs auf unserer homepage gesagt haben:
Wir halten es fuer unsere Aufgabe, auch ueber diejenigen
Aktivitaeten aufzuklaeren, die "gegen" den christlich-islamischen
Dialog gerichtet sind. Eine Veroeffentlichung in unseren WebSites
bedeutet deshalb nicht automatisch, dass wir uns mit dem
betreffenden Text identifizieren!
Ueber den Azan ausserhalb Duisburgs gibt es eine eigene WebSite.
Allah ist der Allergroesste (4 mal)
Ich bezeuge, dass es keinen Gott ausser Allah gibt (2 mal)
Ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Allahs ist (2 mal)
Kommt her zum Gebet (2 mal)
Kommt her zum Heil (2 mal)
Allah ist der Allergroesste (2 mal)
Es gibt keinen Gott ausser Allah
Im Morgengebet wird eingefuegt: Gebet ist besser als Schlaf (2
mal)
Unmittelbar vor Eroeffnung des eigentlichen Pflichtgebets folgt
ein zweiter Gebetsruf, die iqama. In diesen zweiten Ruf wird
eingefuegt: Das Gebet hat begonnen (2 mal). Der zweite Gebetsruf
wird innerhalb der Moschee gerufen.
Die Sprache ist arabisch.
In der Oeffentlichkeit wird seit einigen Wochen ueber die
moegliche Einfuehrung eines lautsprecherverstaerkten islamischen
Gebetsrufes in Laar diskutiert.
Buerger unseres Stadtteils, darunter viele Gemeindemitglieder
befragten zwischenzeitlich Pfarrer und Presbyter nach ihrer
Sicht. Vielfach wurde eine offizielle Stellungnahme der
Gemeindeleitung erbeten.
Die Bewertung des Bemuehens moslemischer Gruppen um Genehmigung
eines verstaerkten oeffentlichen Gebetsrufes kann nur unter
Beruecksichtigung verschiedener Zusammenhaenge erfolgen:
Jesus Christus sagt: "So hat Gott die Welt geliebt, dass er
seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben,
nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." (Johannes
3, 16)
Der Liebe Gottes zur Welt entspricht es, allen, auch den
muslimischen Menschen, in der Liebe Jesu aufrichtig zu begegnen.
Das schliesst Verstaendnis, Gastfreundschaft und
Hilfsbereitschaft ein.
Hass und Feindschaft gegen Auslaender oder Angehoerige anderer
Religionsgemeinscbaften widersprechen der Guten Nachricht von
Jesus Christus. Das friedliche Zusammenleben braucht das
Gespraech und die nachbarschaftliche Begegnung.
Der Auftrag, alle Menschen zum Glauben an den Sohn Gottes und
Retter Jesus Christus einzuladen, gilt auch gegenueber den
Muslimen.
Christus ist auch fuer die Muslime am Kreuz gestorben.
Wir haben als Kirche Jesu Christi versagt, wo wir den Muslimen
das Evangelium von Kreuz und Auferstehung vorenthalten haben. Es
darf aber - auch um der Wahrhaftigkeit willen - im Gespraech mit
Muslimen nicht ausgeklammert werden. Es geht immer um Einladung
der Menschen zu Jesus Christus, niemals um Ueberredung,
Verlockung oder Zwang.
Das biblisch begruendete kritische Urteil ueber den Islam ist vom
Urteil ueber Menschen zu unterscheiden.
Christen und Muslime glauben nicht an denselben Gott. Jesus
Christus sagt: "Ich und der Vater sind eins!" (Johannes 10, 30)
"Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt
zum Vater ausser durch mich." (Johannes 14, 6) Die Bibel lehrt:
Ohne Christus, den Sohn Gottes, der mit Gott eins ist, kommen wir
nicht zu Gott.
Die Muslime glauben nicht an den Gott, den die Bibel bezeugt. Im
Gegenteil lehrt der Koran: "Die Christen sagen: Christus ist der
Sohn Gottes. So etwas wagen sie, offen auszusprechen. Sie tun es
denen gleich, die frueher unglaeubig waren. Diese gottverfluchten
(Leute)! Wie koennen sie nur so verschroben sein!" (Sure
9,30).
Der Islam ist eine antichristliche und nachchristliche Religion.
Der muslimische Gott ist ein Zerrbild des wahren Gottes.
Korantreue Moslems und bibeltreue Christen sind sich darin einig,
dass sie sich im Blick auf Gott uneinig sind und dass sie nicht
an denselben Gott glauben.
Im Namen des Christentums vom "gleichen Gott" zu sprechen, stellt
eine unstatthafte Anbiederung an die Muslime dar. Im Hinblick auf
einen gewuenschten Dialog ist solche Redeweise schaedlich, weil
unwahrhaftig. Christen und Muslime haben nicht den gleichen Gott.
Daher gibt es auch keine monotheistische Oekumene zwischen
Christen und Muslimen oder gar eine im Glauben begruendete
Geschwisterschaft. Auch die - im uebrigen sehr unterschiedliche -
Bezugnahme auf den Glaubensvater Abraham stellt diese nicht her.
Wir rufen alle Christen auf, sich verstaerkt ihres eigenen
Glaubensbekenntnisses zu vergewissern!
Der Islam stellt sich traditionell in seinem
Selbstverstaendnis als Einheit von Glauben, Recht und Politik
dar. Die betende Gemeinschaft ist auch politische Gemeinde. Die
fuer unser Land grundlegende Trennung von Staat und Kirche
(Religionsgemeinschaft) ist ihm fremd. Die Aussage, dass Muslime
in Deutschland Religion(sgemeinschaft) und Staat trennen, ist
nicht ueberzeugend. Fuer einzelne Menschen mag sie zwar
zutreffen. Entscheidend aber ist, dass die in Deutschland zur
Zeit real gegebenen rechtlichen und politischen Verhaeltnisse die
Ineinssetzung von Staat und Religionsgemeinschaft fuer die
Muslime (noch?) verhindern. In diesem Zusammenhang ist vor einer
wohlwollenden Gleichgueltgkeit gegenueberdem traditionellen
Selbstverstaendnisses des Islam zu warnen. Dies beweist der Blick
in andere Laender. Es muss zu denken geben, dass auf "islamischem
Boden" in der Welt nirgendwo funktionsfaehige, rechtsstaatliche
Demokratien entstanden sind, die die Rechte religioeser
Minderheiten - etwa der christlichen - garantieren.
Die Berufung auf das Recht auf die freie ungestoerte
Religionsausuebung gemaess Grundgesetz Artikel 4 kann offenkundig
nicht unbeschraenkt erfolgen. Dies beweist z.B. das gegenwaertige
Ringen um ein begruendetes staatliches Vorgehen gegenueber
"Scientology". Falls Religionsgemeinscbaften das Recht auf freie
Religionsausuebung in Anspruch nehmen, um Anschauungen zu
verbreiten, die wesentliche Eckdaten unserer Verfassung in Frage
stellen, ist eben dies wohl kaum durch die Verfassung
gedeckt.
Im Islam ist das Gebet eine - moeglichst oeffentliche -
Demonstration der Unterwerfung unter "Gottes" Willen, wie ihn die
Muslime verstehen. Mit dem Freitagsgebet koennen
gesellschaftspolitische Aufrufe verbunden werden. Schon der jetzt
zur Diskussion stehende Gebetsaufruf stellt ein oeffentliches
Bekenntnis zum Islam und zu seiner vorgeblichen Ueberlegenheit
dar. Als oeffentlicher Aufruf bekundet er den Machtanspruch auf
Durchsetzung des Willens Allahs in der Gesellschaft. Der
Gebetsaufruf hat insofern eine unmittelbar politische
Komponente:
"Allah ist gross. Allah ist der Groesste. Es gibt keinen Gott
ausser Allah und Muhammed ist sein Prophet. Steht auf zum Gebet,
steht auf zur Arbeit. Allah ist der Groesste, es gibt keinen Gott
ausser Allah!" Inhaltlich traegt der Gebetsaufruf einen
antichristlichen Charakter und stellt einen Affront gegen
glaubende Christen dar. Nach konservativer muslimischer
Auffassung sollen Christen nicht oeffentlich durch Glocken zu
ihren Gottesdiensten einladen oder neue Kirchen in islamischen
Laendern bauen (in Saudi-Arabien z.B. nicht einmal Gebetsraeume).
Dies ist kein Anlass zum Aufrechnen hier bei uns, etwa nach dem
Motto: Wie du mir, so ich dir. Es ist jedoch unbedingt zu
beachten, dass eben diejenigen muslimischen Richtungen, die
unbedingt den oeffentlichen lautstarken Gebetsruf - als
unverzichtbar - fordern, dieselben sind, die dort, wo sie an der
Macht sind, das Christentum seiner Freiheit berauben. Dies ist
eine innere logische Konsequenz des inhaltlichen Machtanspruchs
des oeffentlichen Gebetsaufrufes.
Wohin also soll die Entwicklung bei uns gehen?
Bisher gibt es keine lautsprecherverstaerkte
Kirchturmsverkuendigung! Die Befuerworter eines
lautsprecherverstaerkten Gebetsaufrufes der Muslime vergleichen
ihr Begehren unter anderem mit dem Glockengelaeut christlicher
Kirchen. Sie verlangen Gleichbehandlung.
Demgegenueber ist festzustellen: Das Glockengelaeut hat keine
unmittelbare inhaltliche Aussage. Der islamische Gebetsaufruf
dagegen ist inhaltlich eindeutige Verkuendigung und in seiner
regelmaessigen verstaerkten Verbreitung ueber ein groesseres
Gebiet die Proklamierung eines Anspruchs auf Bestimmung und
Veraenderung der oeffentlichen Ordnung. Der Anspruch auf
Gleichbehandlung kann nicht das Recht auf regelmaessige
lautsprecherverstaerkte oeffentliche Verkuendigung ausserhalb der
eigenen Raeume begruenden. Von den christlichen Kirchtuermen her
ergeht bisher noch keine lautsprecherverstaerkte Predigt ueber
den Stadtteil.
Nach christlichem Verstaendnis hat der Staat die Aufgabe, nach
dem Mass menschlicher Einsicht und menschlichen Vermoegens fuer
Recht und Frieden zu sorgen.
In diesem Sinne ermutigen wir die Politiker in ihrem Bemuehen, zu
vernuenftigen Entscheidungen zu kommen. Als Kirchengemeinde
erinnern wir Politiker und Buerger an Gottes Gebote und an die
Verantwortung vor Gott. Die Forderung an Politiker und
gesellschaftliche Institutionen nach der Verwirklichung der Idee
einer multireligioesen und multikulturellen Gesellschaft ist kein
biblisch-christliches Gebot. Derartige Forderungen sind, wenn sie
kirchliche Autoritaet beanspruchen, nicht nur
Kompetenzueberschreitungen, sie verraten auch den christlichen
Auftrag. Auch die Forderung nach einer uneingeschraenkten
Gewaehrung staatsbuergerlicher Rechte fuer Auslaender, bei
gleichzeitiger nichtdeutscher Staatszugehoerigkeit, ist kein
biblisch-christliches Gebot. Es ist nicht Sache der Christen,
sich fuer eine islamische Praegung der staedtischen Kultur in
Duisburg einzusetzen.
Wir bitten Buerger und Politiker, insbesondere die Christen,
die von uns dargelegten Argumente in ihren Bemuehungen und
Beratungen zu beruecksichtigen. Wir sprechen uns uneingeschraenkt
gegen die Genehmigung eines lautsprecherverstaerkten
Gebetsaufrufes der Muslime aus.
Eine Broschuere ueber das Verhaeltnis von Christentum und Islam
ist bei der
Kirchengemeinde Laar,
Apostelstr. 64,
47119 Duisburg
und bei den Gottesdiensten sonntags 10 Uhr in der Kirche
Apostelstrasse/Zwinglistrasse kostenlos erhaeltlich.
Das Presbyterium - Pfarrer D. Reuter, Vorsitzender
Die Verbreitung dieser Stellungnahme, insbesondere der Abdruck dieser Anzeige, erfordert einen hoben Kostenaufwand. Wenn Sie die Verbreitung begruessen, koennen Sie durch Spenden helfen: Bank fuer Kirche und Diakonie, BLZ 350 601 90, Konto 10 10166 019. Bitte unbedingt angeben: "Spende/Laar". Ab 20.- DM Spendenbescheinigung bei Angabe "Bescheinigung".
V i S. d. P
Das Presbyterium, Pfarrer D. Reuter, Vorsitzender
1. Der Kreisverband Duisburg von Buendnis 90/DIE GRUENEN bekennt sich zur strikten Trennung von Staat und Kirche, zum laizistischen Staat. Menschen mit nichtreligioeser und antiklerikaler Haltung haben einen festen Platz im Meinungsspektrum der GRUENEN, ebenso wie Menschen mit einer festen Verwurzelung in einem religioesen Glauben.
2. Der Kreisverband geht davon aus, dass Muslime ein Recht auf die Errichtung und den Betrieb von Gotteshaeusern und den lautsprecherverstaerkten Gebetsruf des Muezzin haben. Durch Art. 4 Abs.2 des Grundgesetzes ist jeder in Deutschland lebenden Person (unabhaengig von ihrer Konfessionszugehoerigkeit bzw. Staatsbuegerschaft) die Religionsfreiheit garantiert. Die Benutzung einer Beschallungsanlage, die den Aufruf zum Gebet (Azan) verstaerken soll, ist durch Paragraph 10 des Landesimmisionsgesetzes, nach der die Schallerzeugung je nach Wohngebiet eine bestimmte db-Hoehe nicht ueberschreiten darf, geregelt. Dabei kann die Ordnungsbehoerde auf Antrag der jeweiligen Moschee Ausnahmen von Laermwerten ueber diese festgelegte Richtlinie genehmigen. Die Mitgliederversammlung fordert die Verwaltung auf, ueber den Antrag aus den islamischen Gemeinden nach Recht und Gesetz zu entscheiden.
3. Die hitzige oeffentliche Debatte ueber den beantragten Ruf zum Freitagsgebet wurde durch die einjaehrige Untaetigkeit der Verwaltung in Sachen Entscheidung ueber den Antrag auf den lautsprecherverstaerkten Gebetsruf erst moeglich gemacht. Wir fordern die Verwaltung auf, ueber den vorliegenden Antrag zuegig zu entscheiden.
4. Duisburg ist eine Stadt, in der Menschen mit verschiedenster kultureller und religioeser Herkunft beheimatet sind. Darauf sind wir stolz. Die drittgroesste religioese Gruppe in Duisburg, die Muslime, verfuegen jedoch bis heute ueber kein grosses Gebetshaus an repraesentativer Stelle in Duisburg. Der Kreisverband fordert die Verwaltung auf, Antraege fuer den Bau einer zentralen Moschee an repraesentativer Stelle in Duisburg wohlwollend zu pruefen und tatkraeftig (zum Beispiel durch Bereitstellung eines geeigneten Grundstueckes) zu unterstuetzen.
5. Die Gruenen rufen auf zu verstaerkten Bemuehungen, dass DuisburgerInnen mit und ohne deutschem Pass, konfessionslose und religionsgebundene DuisburgerInnen, muslimische und christliche DuisburgerInnen, DuisburgerInnen aus Einfamilienhaeusern und aus den Arbeitersiedlungen miteinander noch intensiver als bisher das Gespraech suchen, mit dem Ziel, sich gegenseitig zu verstehen und unterschiedliche Interessen zu respektieren. Die kommunalen Institutionen werden aufgefordert, diesen Prozess nachhaltig zu foerdern und zu unterstuetzen. Duisburg muss eine multikulturelle, multireligioese und tolerante Stadt bleiben!
WebSite von Buendnis 90/DIE GRUENEN Kreisverband Duisburg
EMail an Buendnis 90/DIE GRUENEN Kreisverband Duisburg
Bereits seit einigen Wochen dominiert in den Duisburger Lokalmedien die Diskussion darueber, ob zwei Moscheen die Moeglichkeit gegeben werden soll, einmal woechentlich bzw. im Fastenmonat Ramadan einmal taeglich einen 2-3 Minuten dauernden Gebetsaufruf durchzufuehren.
Dabei ist die rechtliche Situation in Bezug auf die Antraege
der beiden Moscheevereine in Laar bzw. Marxloh klar:
Durch
Art.4 Abs.2 des Grundgesetzes ist jeder in Deutschland lebenden
Person (unabhaengig von ihrer Konfessionszugehoerigkeit bzw.
Staatsbuegerschaft) die Religionsfreiheit garantiert. Die
Benutzung einer Beschallungsanlage, die den Aufruf zum Gebet
(Azan) verstaerken soll, ist durch Paragraph 10 des
Landesimmisionsgesetzes, nach der die Schallerzeugung je nach
Wohngebiet eine bestimmte db-Hoehe nicht ueberschreiten darf,
geregelt. Dabei kann die Ordnungsbehoerde auf Antrag der
jeweiligen Moschee Ausnahmen von Laermwerten ueber diese
festgelegte Richtlinie genehmigen.
Aufgrund dieser Fakten geht der Vorstand davon aus, dass die
jetzt (zum Teil hochemotional gefuehrte) Debatte von der Stadt
inszeniert wurde. Dies laesst sich auch daran erkennen, dass in
anderen Staedten, wie z.B. in Dortmund, der Ruf des Muezzin
bereits seit einiger Zeit Realitaet ist. Dort wurde bereits 1993
per Ordnungsverfuegung der Gebetsaufruf von zahlreichen Moscheen
genehmigt. Auch in Siegen besteht seit einem halben Jahr eine
entsprechende Regelung zwischen Verwaltung und Moscheen (hier
ruft der Muezzin 3mal taeglich). Politische Gremien waren an
diesen Entscheidungen jeweils nicht beteiligt.
In Duisburg
allerdings sind die Antraege der beiden Moscheen bereits seit
einem Jahr unentschieden liegen geblieben, so dass sich nun der
Auslaenderbeirat gezwungen sah, die Bearbeitung der Antraege
einzufordern.
Der Vorstand sieht in dem Ansinnen der Moscheen ihr staatlich verbrieftes Recht auf freie Religionsausuebung und fordert die Verwaltung auf, die gestellten Antraege umgehend positiv zu bescheiden. Ausserdem soll die Stadt in den betroffenen Stadtteilen Beeck und Marxloh bei der deutschen Bevoelkerung fuer diese Entscheidung um Verstaendnis und Toleranz werben. Mit dieser Position geht es dem Vorstand nicht etwa darum, fuer eine bestimmte Religionsgemeinschaft Stellung zu beziehen. Es geht vielmehr darum, einer Ungleichbehandlung von Menschen mit anderer Konfessionszugehoerigkeit entgegenzutreten.
Dass subtile Aengste und Unsicherheit bei der deutschen Bevoelkerung massgeblich die Diskussion der letzten Wochen beeinflusste, haelt der Vorstand fuer den Beweis, dass von einer wirkungsvollen Integrationspolitik in Duisburg immer noch nicht ernsthaft geredet werden kann.
WebSite von Buendnis 90/DIE GRUENEN Kreisverband Duisburg
EMail an Buendnis 90/DIE GRUENEN Kreisverband Duisburg
In Duisburg-Laar will eine Moschee den Muezzin-Ruf ueber
Lautsprecher erschallen lassen. Die Bewohner sind aufgebracht,
ein evangelischer Pfarrer heizt den Streit durch antimoslemische
Anzeigen an
Von Thomas Meiser
Hell strahlen in den Fenstern der umliegenden Reihenhaeuser die Lichterketten. Doch die rechte vorweihnachtliche Stimmung will an diesem Abend vor dem Pfarrheim der katholischen Kirchengemeinde St.Ewaldi nicht aufkommen. Der Ort steht unter Polizeischutz, Besucher muessen Namen und Anschrift angeben. Die Buergerversammlung der Duisburger SPD in Duisburg-Laar hat sich eines heiklen Themas angenommen, das seit Wochen die Wogen hochschlagen laesst: Eine Moschee will im naechsten Jahr den muslimischen Gebetsruf ueber die Daecher der Duisburger Wohnungen erschallen lassen. Ueberdies noch per Lautsprecher, zunaechst einmal taeglich waehrend des Fastenmonats Ramadan im Januar sowie anschliessend jeweils einmal freitags.
Die Bitte der Moschee ist der Duisburger Stadtverwaltung seit ueber einem Jahr bekannt. Im Fruehling erkundigten sich die Amtstraeger, wie der muslimische Gebetsruf in anderen Stadtverwaltungen gehandhabt wird. In Hamm und Dortmund etwa ist die oeffentliche Preisung Allahs schon seit drei Jahren selbstverstaendlich. Rechtliche Bedenken gibt es nicht: Das Grundgesetz gestattet jedem die freie Religionsausuebung, vermeintliche Laermbelaestigungen aufgrund des Rufs werden mit Lautstaerkebegrenzern gedaempft.
Nachdem sie sich lange zurueckgehalten hatten, schalteten sich vor ueber einem Monat Mitglieder der tuerkischen Gemeinde oeffentlich in die Debatte ein. Das religioese Grundrecht muesse auch fuer die 55.000 Duisburger muslimischen Glaubens gelten, heisst es immer wieder. "Die Stadt gibt sich offiziell stets auslaenderfreundlich, das kann jetzt praktisch bewiesen werden", meint etwa Guersel Dogan, Vorsitzende des kommunalen Auslaenderbeirats.
Doch das eintraechtige Bild einer verstaendnisvollen Stadt, das die Verwaltung gerne verbreitet, truegt. Juengst veroeffentlichten staedtische Statistiker eine Umfrage, nach der jeder zweite Duisburger der Meinung ist, "dass sich die Deutschen im eigenen Land gegen die vielen Auslaender wehren muessen". Aehnliche Argumente fallen auch an diesem Abend im Gemeindezentrum der St.-Ewaldi-Kirche. 400 Besucher sind gekommen. "Diese Lautsprecheranlage macht das Leben in unserem Laar unertraeglich, und die Wohnqualitaet wuerde stark absinken", sagt ein Fruehrentner unter Applaus.
Etwa 7.000 Menschen leben in der von Stahlbetrieben und dem Rhein eingezwaengten Gemengelange Laar, rund ein Viertel sind Nichtdeutsche. Zum Vertreter fuer die aufgebrachte Mehrheit hat sich Pfarrer Dieter Reuter emporgeschwungen. Der evangelische Christ fuehrt einen theologisch verbraemten Kreuzzug gegen den muslimischen Gebetsaufruf. Unter dem Motto "Den Muslimen in Liebe begegnen" schaltet er mit seinen Presbyterianern eine halbseitige Anzeige in der Lokalpresse. Dort ist zu lesen, dass "der muslimische Gott ein Zerrbild des wahren Gottes ist", demzufolge sei "der Islam eine antichristliche Religion". Fettgedrucktes Credo der Stellungnahme der evangelischen Freikirche: "Eine multireligioese und multikulturelle Gesellschaft ist kein biblisch christliches Gebot. Also ist es nicht Sache der Christen, sich fuer eine islamische Praegung der staedtischen Kultur in Duisburg einzusetzen." Unter Kollegen gilt der Laarer Pfarrer als "extremer Rechtsaussen", aber seit Neuestem erfaehrt seine evangelikal orientierte Gemeindearbeit wesentlich mehr Zulauf.
Im Konflikt um den Muezzinruf huellen sich die Duisburger Kirchenoberen beider Konfessionen bislang in Schweigen. Nur die oertliche CDU hat sich lautstark zu Wort gemeldet. Fuer deren Chef, den Bundestagsabgeordneten Horst Guenther, "droht in Sachen Gebetsruf die Toleranzgrenze der deutschen Bevoelkerung ueberschritten zu werden". Solche Aeusserungen registrieren die einheimischen Tuerken mit Sorge. "Zu allem Ueberfluss wird nicht Oel auf die Wogen gegossen, sondern Benzin ins Feuer", sagt eine tuerkische Aerztin im Laarer Pfarrheim. Fuer Horst Scherschel, den Geschaeftsfuehrer der SPD-Mehrheitsfraktion, ist das "Ende der symbolischen Debatte noch nicht absehbar".
Zwar hat der Rat der Stadt beschlossen, mit den Moscheevereinen und den christlichen Kirchen unter Beachtung der Interessen der Allgemeinheit zu Vereinbarungen zu kommen. "Aber niemand hat gesagt, dass wir schon im Januar so weit sind", sagt Scherschel. Der zustaendige Verwaltungsdezernent fuer Auslaenderfragen, Gerd Bildau, will jetzt fuer "vorbeugende und umfassende Akzeptanz- und Konsensarbeit" sorgen. In allen sieben Stadtbezirken wird nunmehr ueber den Ruf des Muezzin diskutiert. Wohl aehnlich wie in Duisburg-Laar.
Quelle: die tageszeitung, Donnerstag, 12.Dezember 1996, Seite 5
gab es einen Fernsehbericht am Montag, dem 20.Januar 1997, um
22:30 Uhr, mit dem Titel
Getsruf (adhan). Seitdem der Antrag von zwei Moscheevereinen in den noerdlichen Stadtteilen Marxloh und Laar bekannt geworden ist, den Gebetsruf einmal woechentlich zum Freitagsgebet per Lautsprecher auszurufen, ist in Duisburg eine Auseinandersetzung ausgebrochen, die die Tageszeitung "Die Welt" einen "Kulturkampf" nennt.
Im Sommer 1996 erfuhr die Nachricht Verbreitung, dass der Antrag der zwei Moscheevereine seit fast einem Jahr unbearbeitet in den Schubladen der Stadtverwaltung liegt. Erst dadurch, dass der Auslaenderbeirat der Stadt diese Antraege bekanntgemacht und in seiner darauffolgenden Sitzung die Zulassung des Gebetsrufes gefordert hat, ist dieser Gegenstand heftiger Kontroversen. In Buergerversammlungen, Leserbriefen an die Lokalzeitungen und Debatten im Stadtrat prallten die verschiedenen Meinungen scheinbar unversoehnlich aufeinander. Das oeffentliche Eintreten des populaeren Oberbuergermeisters Josef Krings fuer Toleranz in dieser Frage nuetzte nichts. Im Gegenteil, die evangelische Gemeinde in Duiburg-Laar unter Pfarrer Dietrich Reuter schaltete fuer 10.000 DM eine halbseitige Anzeige in der Lokalpresse, mit der grossgedruckten Ueberschrift "Kein islamischer Gebetsruf ueber Lautsprecher!". In der Anzeige wird unter anderem ausgesagt, Christen und Muslime wuerden nicht an denselben Gott glauben. Der Islam sei eine anti-christliche Religion und der oeffentliche Aufruf zum Gebet bekunde "den Machtanspruch auf Durchsetzung des Willens Allahs in der Gesellschaft". Auf Spenden zur Finanzierung der Anzeige hinzuweisen, wurde ebenfalls nicht versaeumt.
Aus dem anfaenglichen Auftrag der SPD-Mehrheit im Stadtrat an die Verwaltung, Gespraeche mit den Duisburger Moscheegemeinden zum Thema aufzunehmen, ist nur wenige Wochen spaeter angesichts der heftigen Debatte eine Aufforderung der SPD-Fraktion an die Moscheevereine geworden, die Antraege zur Zeit zurueckzuziehen. Waehrend die Duisburger Gruenen nach urspruenglich interner Contra-Haltung doch recht frueh zu einem eindeutig positiven Votum gefunden haben, legte die CDU Duisburgs zunaechst ein Positionspapier mit dem Thema "Auslaender in Duisburg" vor, in dem mit der Begruendung, das Grundgesetz der Bundesrepublik habe seine "Wurzeln in der christlichen Kultur- und Werteordnung", der Gebetsruf abgelehnt und von den Moscheevereinen gefordert wurde, sie sollten als Zeichen der Toleranz und Ruecksichtnahme ihrerseits die Antraege zurueckziehen.
Kurz vor Jahresende einigten sich Stadtverwaltung und Vertreter der Moscheevereine auf einen informellen Kompromiss, nach dem der Gebetsruf mit Beginn des Ramadhan zunaechst unverstaerkt erfolgen sollte. Nach umfaenglicher Akzeptanzarbeit bei der Bevoelkerung wurde dabei fuer einen spaeteren Zeitpunkt der Gebetsruf auch lautsprecherverstaerkt in Aussicht gestellt. Schliesslich solle in einem weiteren Stadium in der Innenstadt eine repraesentative Moschee mit angeschlossenem Kuturzentrum errichtet werden. Die CDU in Duisburg habe sich sofort in scharfer Form gegen diesen vorlaeufigen Kompromiss ausgesprochen. Unmittelbar vor Beginn des Ramadhan setzte sie nach, als auf einer Pressekonferenz der Duisburger CDU-Vorsitzende Horst Guenther, der auch gleichzeitig Staatssekretaer im Bundesarbeitsministerium ist, in dem Gebetsruf die "Einleitung einer neuen aggressiven Politik durch die Fundamentalisten" in Duisburg sah, und weiter: "Wir haben die christliche Kultur zu verteidigen". Seitdem erfolgt der adhan woechentlich zum Freitagsgebet, waehrend des Ramadhan auch taeglich zum Fastenbrechen, allerdings alleine mit der Kraft der menschlichen Stimme, also nicht lautsprecherverstaerkt. Ende Februar schaltete die evangelische Gemeinde Laar wieder eine halbseitige Anzeige (diesmal auf sogar Seite eins des Lokalteils), in der eine Reihe von Veranstaltungen angekuendigt werden wie etwa: "Glauben Christen und Muslime an denselben Gott?". Die oeffentliche Kontroverse geht waehrenddessen unvermindert weiter, die Leserbriefspalten sind weiter voll.
So viel zu den Fakten. Nun waere natuerlich zu fragen, womit die Widersacher ihren zum Teil aggressiven Widerstand begruenden. Der allererste zum Thema erschienene Leserbrief beinhaltete neben anderen auch die Aussage, die Religionsfreiheit nach dem Grundgesetz gelte nicht fuer Nicht-Deutsche. Da das aber zu offensichtlicher Unsinn war, ist dieses Argument nicht weiter behandelt worden. Die folgenden waren allerdings nicht viel intelligenter, es wurde den Muslimen etwa die Empfehlung gegeben, "in ihre Heimatlaender zurueckzukehren und dort dem Ruf des Muezzin zu folgen", eine "Landnahme ohne Krieg" wurde festgestellt, oder es war die Rede davon, dass "dieser Boden ist laengst schon verloren, ist zu einem Stueck Fremde in der Heimatstadt geworden". Muslimische Vertreter saehen in "unserer Demokratie lediglich ein Bergwerk, aus dem es rauszubrechen gilt, was nur irgendwie moeglich ist", die CDU sprach gar von einer "Salamitaktik", und es wurde der Wille geaeussert, "dass den Muslimen mit Deutschem Pass, die hinter dem Muezzin-Ruf stehen, die Deutsche Staatsangehoerigkeit aberkannt wird". In der Tuerkei sei angeblich das Laeuten der Kirchenglocken nicht erlaubt, so dass den Muslimen hier der Gebetsruf nicht erlaubt werden koenne.
Wenn es selbstverstaendlich auch unter den Gegnern der Zulassung des Gebetsrufes rational argumentierende Menschen gibt, so ist doch zunaechst zu konstatieren, dass diese verbalen Aggressionen alleine nichts ueber die Mehrheitsverhaeltnisse aussagen. Die Inanspruchnahme durch die Widersacher, die Meinung der Mehrheit der Duisburger Bevoelkerung zu vertreten, ist eine Farce. Weder die Teilnehmer an den "Buergerversammlungen", noch die vielen an die Presse gegangenen negativen Briefe koennen irgendeine Repraesentativitaet fuer sich in Anspruch nehmen, auch wenn sie sich gerne darauf berufen. Im Gegenteil, die Liste der Gebetsruf-Befuerworter liest sich wie ein Duisburger "who is who". Die Redaktionen aller Tageszeitungen und Anzeigenblaetter stehen diesem Anliegen genauso positiv gegenueber wie der in sich heterogene Auslaenderbeirat.
Die evangelische Rheinische Landeskirche hat Pfarrer Reuter und die evangelische Gemeinde Laar genauso kritisiert wie der evangelische Kirchenkreis Duisburg-Nord, es wurden gar Forderungen laut, den Pfarrer abzusetzen, dessen Stellungnahme "in unverantwortlicher Weise dazu beigetragen habe, Ignoranz und Abgrenzung zu schueren". 25 Professoren der evangelische Fachhochschule Bochum haben ihn genauso verurteilt wie viele andere evangelische und katholische Gemeinen in Duisburg auch. Der Duisburger DGB hat Oberbuergermeister Josef Krings in seiner Befuerwortung ebenso den Ruecken gestaerkt wie Vertreter aller in Duisburg taetigen Einzelgewerkschaften. Die Wohlfahrtsverbaende in Duisburg haben sich positiv geaeussert, ebenso das Umweltforum Duisburg, die freie Waehlerinitiative DuisBuergerBuendnis, unzaehlige Briefe von Lesern, die erst der Schreck und die Erschuetterung ueber die anfaenglichen intolerant-aggressiven Meinungsaeusserungen wachgeruettelt und zu ihrem entschieden positiven Votum geleitet hat. Viele ansonsten unreligioese oder islamischen Gemeinden gegenueber eingestellte Menschen aus der Tuerkei haben sich mit den Moscheegemeinden solidarisiert, auch das haben die Gegner erreicht.
Die Berufung der Gegner auf die Mehrheitsmeinung geht insofern fehl. Doch auch wenn sie zurecht erfolgen sollte, so spielt das ueberhaupt keine Rolle. Denn die Religionsfreiheit nach dem Grundgesetz ist keinem Gesetzesvorbehalt unterworfen, sie steht nicht zur Disposition auch einer 99 %-Mehrheit. Die einzige Schranke koennte die negative Religionsfreiheit sein, der Unwille einer anderen Person, den Gebetsruf, eine religioes motivierte Handlung, nicht selbst hoeren oder an ihr teilnehmen zu muessen. Das ist einer der wenigen rationalen und diskutablen Gegenargumente. Dieses Problem kann aber nicht durch ein totales Verbot geloest werden, sondern es muss ein moeglichst schonender Ausgleich zwischen den Interessen aller Parteien zu erzielen angestrebt werden. Die Christdemokraten, die ihre Ablehnung anfangs auch damit begruendet haben, "erst muesse Aufklaerungsarbeit geleistet werden", haben bis heute nicht eine einzige Handlung oder Massnahme geleistet, die als Aufklaerungsarbeit verstanden werden koennte, sondern haben ihren Tonfall zunehmend verschaerft. Ob sie diese Haltung wohl als glaubwuerdig ansehen?
Die Gegner stoert es offenbar nicht, dass der Ruf der Stadt durch die vielen Zeitungs- und Fernsehberichte bundesweit ruiniert wird, sogar international, denn auch die New Yorker "Time" veroeffentlichte einen Artikel zum Thema. Die Bemuehungen des ansonsten sehr populaeren Oberbuergermeisters, Duisburg als eine weltoffene internationale Hafen- und Handelsstadt vorzustellen, werden konterkariert, da es den Gegnern genauso erfolgreich wie auch unzutreffend gelungen ist, ihre Meinung als die in Duisburg tonangebende darzustellen. Warum, so ist zu fragen, wird in Duisburg zu einem Politikum, was in Dortmund, Hamm, Oldenburg, Siegen und vielen anderen Staedten in der Republik problemfrei moeglich war. "Ich frage mich deshalb, was ist das Besondere an Duiburg?", zweifelte auch der katholische Stadtdechant Heinz Josef Tillmann. Dafuer sind mit Sicherheit eine ganze Reihe von Gruenden verantwortlich. Die haeufig geaeusserte Ansicht, Arbeitslosigkeit und soziale Probleme vor allem im aermeren Norden der Stadt seien massgeblich, mag zwar stimmen, ist aber alleine kaum ausreichend. Die Arbeitslosigkeit in Dortmund ist nur geringfuegig niedriger als in Duisburg, soziale Probleme kennt auch Dortmund wie zunehmend auch die ganze Republik. Das Abstellen auf die soziale Schiene alleine greift daher mit Sicherheit zu kurz.
Was aber ist nun das Besondere an Duisburg? Die Antwort duerfte nicht schwerfallen. Gegner und Befuerworter haben auch alle anderen Staedte, aber keine andere Stadt hatte das Pech, dass eine den Gebetsruf anstrebende Moscheegemeinde in einem Stadtteil liegt und in raeumlich unmittelbarer Nachbarschaft zu einer evangelischen Kirchengemeinde, in denen massgebliche Personen wie Pfarrer und Bezirksvertreter von Anfang an so klare und radikale Erklaerungen getaetigt haben. Diese erst haben dem an jedem Ort latent existierenden Potential in Duisburg den Weg gebahnt, ueberhaupt erst den Mut und auch (scheinbare) theologische Legitimation gegeben, alle aufgestauten Gefuehle der Ablehnung und auch des Hasses oeffentlich zu aeussern. In anderen Orten sind diese ebenfalls vorhanden, sie haben sich dort aber offenbar nicht den Durchbruch verschaffen koennen wie in Duisburg. Insofern ist vermutlich die Position des Pfarrers Dietrich Reuter (ein evangelischer Pfarrerkollege aus Duisburg-Marxloh ueber ihn: "fundamentalistische Extremposition") und seiner ihn stuetzenden Kirchengemeinde wesentlich mitverantwortlich fuer die aufgeheizte Stimmung in und den verschlechterten Ruf der Stadt. Jedoch hat auch die Stadtverwaltung ihren Teil mitzutragen, da sie die Antraege unbearbeitet in den Schubladen schmoren liess, ganz abgesehen davon, dass ein bereits von Anfang der 80er (!) Jahre stammender Antrag einer im Sueden der Stadt gelegenen Moscheegemeinde nie bearbeitet wurde.
Die meisten Argumente der Widersacher sind scheinheilig. Dass die Aeusserung, Kirchenglocken in der Tuerkei duerften nicht laeuten, nichts anderes als eine Luege ist, werden alle bezeugen koennen, die sich in der Tuerkei nicht nur an den Straenden aufhalten. Welche Relevanz es haben sollte, wenn es denn richtig gewesen sein sollte, ist auch fraglich. Die muslimische Minderheit Deutschlands hat eigenstaendig Grundrechte, welche unabhaengig sind von dem, was irgendwann irgendwo ausserhalb Deutschlands passiert. Aber nicht nur die Argumentation, sondern auch das Verhalten der Widersacher zeugt nicht gerade von Anstaendigkeit. In einem im Januar waehrend einer Versammlung in Laar von Unbekannten verteilten Flugblatt, unterzeichnet vom Vorsitzenden eines Koordinationsrats der tuerkischen Vereine in Nordrhein-Westfalen in Duesseldorf, wird unter anderem gefordert, der naechste Bundeskanzler solle ein Tuerke sein. Ziya Ismailcelbioglu, der Vorsitzende des Koordinationsrats, bestritt energisch, mit dem Pamphlet irgendetwas zu tun zu haben und denkt ueber eine Strafanzeige gegen die unbekannten Autoren nach. "Hier schuert jemand den Konflikt in Richtung Deutsche gegen Tuerken", sagte Uemit Er, Sprecher des Laarer Moscheevereins. Es bleibt abzuwarten, ob sich die hoffentlich gemaessigte Mehrheit der Gegner des Gebetsrufes sich klar und eindeutig von der fanatischen Minderheit der Luegner, Hetzer und Faelscher unter den Gegnern distanziert. Zweifel darueber, ob das denn geschehen wird, sind leider angebracht.
Zu fragen ist zum Schluss, welche Haltung die Muslime in Zukunft in dieser Frage einnehmen sollten. Der Gebetsruf selbst ist nach ueberwiegender Meinung der Juristen von der Religionsfreiheit des Grundgesetzes abgedeckt und daher weder antrags- noch genehmigungspflichtig. Das Verwaltungsgericht Aachen hat denn auch bereits im Jahre 1989 das Verbot, das die Stadt Dueren gegen den von der dortigen Gemeinde ohne Genehmigung getaetigten Gebetsruf verhaengte, aufgehoben. Genehmigungs- oder konsenspflichtig koennte allenfalls die maximal zugelassene Lautstaerke sein, mit der der Lautsprecher zu betreiben ist. Das sollte die Muslime in anderen Staedten aber nicht zu einem uebereilten und unvorsichtigen Handeln verleiten. Beten kann man auch ohne oeffentlichen Gebetsruf, egal ob lautsprecherverstaerkt oder nicht. Und es sind in Deutschland wahrlich groessere und dringlichere Probleme in Angriff zu nehmen, allen voran die islamische Erziehung der aufwachsenden Kinder und Jugendlichen. Man sollte sich aber immer des legitimen Anspruchs auf Ausrufung des Gebetsrufes bewusst sein und diesen behutsam anstreben. Dann wird eines Tages auch jede Moschee in Deutschland den Gebetsruf oeffentlich taetigen koennen. Inschallah.
Im Duisburger Stadtteil Laar moechte eine Moschee den Muezzin-Ruf freitags ueber Lautsprecher uebertragen. Dagegen wehrte sich die Evangelische Kirchengemeinde Laar mit einer Zeitungsanzeige. Man solle zwar den Muslimen in Liebe begegnen, hiess es in der Begruendung. Der oeffentliche Aufruf zum Gebet jedoch bekunde einen Machtanspruch, der mit christlichem Glockengelaeut nicht vergleichbar sei.
In Duisburg brodelt der Glaubenskrieg. Viele Buerger unterstuetzten die Gemeinde, auch die katholische Kirchengemeinde Laar.
Andere Christen wehren sich, sehen in der Anzeige Angst vor
dem Fremden, die leicht in Aggression umschlagen koenne.
mit Gemeindemitgliedern der Moschee und den christlichen
Kirchen, wie ein Miteinander ermoeglicht werden kann.
(WDR FS, Samstag, 25.Januar 1997, 18:20 Uhr
Wiederholung Donnerstag, 30.Januar 1997, 11:30 Uhr)
(katholische) Kirchenzeitung Koeln, 24.Januar 1997, Seite
36
im Duisburger Norden zum Gebetsruf der Muslime und zum Auftreten von Pfarrer Reuter im Wortlaut: Christen zum Gebetsruf
Seit Monaten bildet der Antrag einiger muslimischer Gemeinden auf Einfuehrung eines lautsprecherverstaerkten Gebetsrufs den Mittelpunkt einer Diskussion, die weit ueber die Grenzen unserer Stadt Beachtung findet. Inzwischen ist die oeffentliche Meinung in einem Masse aufgewuehlt, das mit der urspruenglichen Frage kaum noch etwas zu tun hat.
Als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Evangelischen Kirche wollen wir dazu beitragen, bestehende Aengste und Unsicherheiten in der Bevoelkerung mit Geduld, Kompetenz und Sachlichkeit zu ueberwinden, weil wir der Wahrheit und der Versoehnung verpflichtet sind.
Bedauerlicherweise hat es nun Pfarrer Dietrich Reuter aus Laar verstanden, durch staendige Praesenz in den Medien den Eindruck zu erwecken er vertrete "die" Kirche in Duisburg. Dem widersprechen wir in aller Deutlichkeit. Pfarrer Reuter betrachtet die Bibel als ein fertiges Gesetzbuch, mit dem er autoritaer und unduldsam endgueltige Urteile ueber Menschen und Meinungen faellt. Das ist Fundamentalismus.
Pfarrer Reuter findet in einigen Bevoelkerungskreisen lautstarke Zustimmung. Er nutzt dies aus, um Unfrieden und Feindschaft zu stiften. Das ist verantwortungslos und mit dem Auftrag der Kirche unvereinbar. Wir suchen Wege zum friedlichen Zusammenleben und zur Verstaendigung:
Um des Friedens in unserer Stadt willen
erklaeren wir denen, die im Namen des christlichen Glaubens gegen
den islamischen Gebetsruf kaempfen: Christus ist nicht gegen die
Muslime, sondern fuer alle Welt gestorben. Die Einladung zum
christlichen Glauben vertraegt sich nicht mit der Verunglimpfung
des Glaubens anderer.
Um des Friedens in unserer Stadt willen
sagen wir den Deutschen, die sich durch einen hoerbaren
muslimischen Gebetsruf beeintraechtigt oder bedroht fuehlen: Sie
haben Recht, wenn Sie den tonangebenden Menschen in der Politik,
in den Behoerden, im oeffentlichen Leben und auch in den Kirchen
vorwerfen, dass sie bisher zu wenig auf Ihre Stimmen und Ihre
Sorgen eingegangen sind.
Um des Friedens in unserer Stadt willen
bitten wir Sie aber mit gleichem Nachdruck: Verschliessen Sie
sich nicht vor dem Wunsch glaeubiger Muslime, ihren Glauben in
der Stadt, in der die meisten von ihnen geboren sind, oeffentlich
auszuueben. Nehmen Sie die Einladungen muslimischer Nachbarn in
die Moscheen, in die Vereinshaeuser, in die Wohnungen an, um sie
besser kennenzulernen. Sprechen Sie auch Ihrerseits Einladungen
aus. Urteilen Sie erst dann, ob es Menschen sind, vor denen man
sich fuerchten muss.
Um des Friedens in unserer Stadt willen
bitten wir die Muslime: Haben auch Sie Verstaendnis dafuer, dass
Ihre Gebraeuche und Lebensformen auf viele Deutsche immer noch
befremdlich wirken und dass Menschen darauf mit Abwehr und Furcht
reagieren koennten. Bauen Sie auch von sich aus Bruecken zu Ihren
deutschen Nachbarn. Leben Sie mit uns, nicht ohne oder gegen
uns!
Um des Friedens in unserer Stadt willen
bitten wir Menschen christlichen und muslimischen Glaubens:
Helfen Sie mit bei der Gestaltung eines freien, weltoffenen und
demokratischen Gemeinwesens.
Pfarrer Karl Wolfgang Brandt, Superintendent des Kirchenkreises Duisburg-Nord und weitere 41 Unterschriften von Pfarrerinnen und Pfarrern und weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Evangelischen Kirche im Duisburger Norden
Nachfolgend die Liste der Unterzeichner/innen des Aufrufs
"Christen und Gebetsruf", Stand 31.1.97 / 14:00 Uhr
Die Plakatversion enthaelt die Namensliste Stand 29.1.97
Superintendent Karl-Wolfgang Brandt, Bruder Kurt Abel, Pfarrer Heinz-Georg Assmann, Superintendent Ulrich Bendokat, Vikarin Silke Bowulski, Vikar Jens Blaschta, Pfarrer Austen P.Brandt, Pfarrerin Ulla Brandt, Pfarrerin Marieluise Brandtmann, Pfarrerin Birgit Bruegge-Lauterjung, Pfarrer Wilfried Burgsmueller, Pfarrerin Anke Classen, Pfarrerin Iris Christofzik, Pfarrer Jan Christofzik, Anne Eichhorn, Pfarrer Wolfgang Eigemann, Pfarrerin Christa Fahrenholz, Gunter Finkel, Pfarrer Peter Goerdes, Pfarrerin Ulrike Gross, Pfarrer Hanskarl Hoffmann, Pastorin Anja Humbert, Pastor Werner Kahl, Pfarrer Stephan Kiepe-Fahrenholz, Pfarrer Ruediger Klemm, Pastorin Dorothee Kreppke, Pfarrer Hans-Peter Lauer, Pfarrer Volker Lauterjung, Pastor Stefan Lueben, Pfarrer Andreas Mann, Pfarrer Gerd Meier, Pfarrer Hans-Juergen Muenden, Axel Niesar, Pfarrer Volker Onasch, Pfarrer Guenter Orth, Pfarrer Dietmar Reumann-Classen, Sylvia Ristenberg, Herrmann Romberg, Sieghard Schilling, Ulrich Schmitz, Pfarrer Armin Schneider, Pfarrerin Ulrike Schneider, Jochen Schrey, Pfarrer Axel Schwenzow, Pfarrerin Doris Steilner-Jabs, Pfarrer Axel Stein, Pfarrer Wolfgang Tereick
02.Februar 1997
Muslime in Duisburg-Laar moechten oeffentlich zum Gebet rufen. In der Stellungnahme des Presbyteriums einer evangelischen Kirchengemeinde in Duisburg-Laar vom 28.Oktober 1996 heisst es dazu,
"Christen und Muslime glauben nicht an denselben Gott" sowie
"Der muslimische Gott ist ein Zerrbild des wahren Gottes."
Diese Behauptungen stehen nicht allein.
Von katholischer Seite kommen sie auch.
Sie erschweren den christlich-islamischen Dialog.
Wir fuehlen uns herausgefordert, dazu Stellung zu nehmen.
Wir wollen das an 3 Beispielen deutlich machen.
Im 2.Buch Mose (Exodus Kapitel 33 Vers 18) hatte Moses Gott gebeten, "Lass mich Deine Herrlichkeit schauen". Gott antwortete ihm "Du kannst mein Angesicht nicht schauen. Kein Mensch sieht mich und bleibt am Leben".
Im Neuen Testament (1.Korintherbrief des Apostels Paulus Kapitel 2 Vers 11) steht ausdruecklich, "So erkennt auch keiner das Wesen Gottes als nur der Geist Gottes".
Radiowellen benoetigen von hier bis zum Mond rund anderthalb
Sekunden.
Von der Erde bis zur Sonne benoetigen Radiowellen schon 8
Minuten.
Allein die Galaxie, zu der unsere Erde gehoert, ist so
unvorstellbar gross, dass ein zeitgenoessischer Radiobericht von
der Geburt Jesu oder der Geburt Mohammeds in den vergangenen 1400
bis 2000 Jahren erst vier Prozent des Durchmessers der
Milchstrasse durchlaufen haette.
Das gesamte, von Gott geschaffene, Weltall hat sogar einen
Durchmesser von 16 Milliarden Lichtjahren.
In Anbetracht dieser drei Beispiele der unendlichen Groesse
Gottes stoert es uns, wenn Menschen versuchen, Gott zu
vereinnahmen.
Wenn Menschen so tun, als koennten sie den Schoepfer des Weltalls
in einer Duenndruck-Ausgabe des Neuen Testaments oder einer
Duenndruck-Ausgabe des Korans mit sich herumtragen.
Wenn Menschen so tun, als haetten Sie Gott "in der Tasche".
Als wuessten sie ganz genau, wer Gott ist.
Was auch immer Gott der Menschheit offenbart hat, es kann nur ein
Bruchteil dessen sein, was Gott ueber sich selbst zu sagen
wuesste.
Das Presbyterium sagt "Gott", meint aber nicht Gott selbst,
sondern die Vorstellung, die wir von Gott haben.
Das Wort "Gottesbild", "Gottesbegriff" oder "Gottesvorstellung"
waere uns passender erschienen.
Wir halten es fuer wichtig, das richtige Wort zu waehlen.
Wenn die Unterscheidung nebensaechlich waere, gaebe es auch die
verschiedenen Worte nicht.
Wir akzeptieren natuerlich die Aussage, dass sich Christen und
Muslime "im Blick auf Gott" uneinig sind, das heisst uneinig sind
in dem, was sie zu erkennen glauben.
Christen und Muslime behaupten gleichermassen, dass sie
denjenigen Gott anbeten, der sich Abraham gegenueber offenbart
hat.
Ausserdem sind sie sich darin einig, dass sie denjenigen Gott
anbeten, von dem auch Moses und Jesus berichtet haben.
Wir verstehen deshalb nicht, wie Christen und Muslime
unterschiedliche Bezugspersonen fuer ihre Anbetung haben
sollen.
Als Christen bezeugen wir die Dreifaltigkeit.
Gleichzeitig sind wir strengglaeubige Monotheisten.
Dieser scheinbare Widerspruch loest sich, wenn wir Vater, Jesus
und Heiligen Geist nach einer Entscheidungs-Vorlage des Konzils
von Nicaea aus dem Jahre 325 als "Masken" des einen ungeteilten
Gottes auffassen.
Die von den Christen verwendete historische Formulierung der
"drei Personen" ist sprachlich nicht mehr korrekt und heute in
der Diskussion mit Muslimen missverstaendlich.
Professor Porsch hat einmal gesagt: "Was immer wir als Christen
ueber die Dreifaltigkeit zu wissen glauben: In der Diskussion mit
Andersglaeubigen muessen wir vorrangig betonen, dass wir an
'einen Gott' glauben und nicht an 'drei Goetter'."
Wir beide bekennen als unsere persoenliche Ueberzeugung, dass
Muslime den gleichen Gott anbeten wie wir Christen.
Wir erwarten umgekehrt von Muslimen das Bekenntnis, dass auch
Christen denjenigen anbeten, den sie, die Muslime, Allah
nennen.
Wir bitten unseren gemeinsamen Gott, dass er die Muslime zum Fest des Fastenbrechens segnen und ihre Geschwisterlichkeit gegenueber den Christen belohnen moege.
Mit herzlichen Gruessen Felicitas und Klaus Schuenemann
(Klaus Schuenemann war Geschaeftsfuehrer der Christlich-Islamischen Gesellschaft bis 2000)
Datum: 06 Maer 97
Von: Volker Biallass
An: Alle
Betr.: "Konflikt schwelt weiter ..."
Konflikt um den Ruf des Muezzin in Duisburg schwelt weiter
Gegner wollen bis zum Bundesverfassungsgericht gehen - Kirchen und Moslems rufen zu Toleranz auf
Die Auseinandersetzung um den Ruf des Muezzin in Duisburg geht weiter.
Schon vor Monaten, als die Moslems planten, kuenftig den Muezzin lautsprecherverstaerkt zum Gebet rufen zu lassen, kochten die Emotionen hoch. Denn der deutlich vernehmbare Gebetsruf wurde von deutschen Anwohnern als stoerend abgelehnt. Zu Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan, Anfang Januar, erklang der Ruf erstmals. Die Moslems verzichteten auf Lautsprecher.
Aber der Streit geht weiter. Zu den schaerfsten Kritikern des Gebetsrufs gehoert Dietrich Reuter, evangelischer Pfarrer in Duisburg-Laar, der fundamentalistische Toene nicht scheut.
Er schaltet Anzeigen in Zeitungen. Damit laedt der 42jaehrige, der sich zur evangelikal-konservativen Bekenntnisbewegung "Kein anderes Evangelium" zaehlt, zu Veranstaltungen und Referaten ein. Titel "Glauben Christen und Muslime an denselben Gott?" oder "Christus oder die Abgoetter (Goetzen)".
Reuter braucht sich keine Sorgen um die Finanzierung seines "Kreuzzuges" zu machen. Spenden aus der Bevoelkerung fliessen reichlich.
Mit dem Echo seiner Kampange kann der Theologe bislang zufrieden sein: Im Stadtteil Homberg gibt es eine Buergerinitiative, die eine Zuruecknahme des Antrags auf einen lautsprecherverstaerkten Muezzinruf fordert und notfalls sogar vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe gehen will.
In Leserbriefen und in Schreiben an den Oberbuergermeister vergleichen Buerger den muslimischen Gebetsruf mit einem Lauschangriff auf die Wohnung (akustischer Einbruch) und fordern das Verbot.
Dieser Streit, vordergruendig religioes verbraemt, ist in Wirklichkeit eine Auseinandersetzung um die multikulturelle Zukunft dieser Stadt: Von den gut 530.000 Einwohnern sind 60.000 Tuerken. Sie leben seit Jahren hier. Doch Arbeitslosigkeit und soziale Noete, die sich in Duisburgs Norden konzentrieren, bilden Sprengsaetze, die sich am Muezzinruf entzuenden.
Die Toleranz der Deutschen werde durch den Muezzin-Ruf ueberstrapaziert, behauptet die CDU und moechte den Ruf am liebsten abschaffen. In den noerdlichen SPD-Ortsvereinen wird aehnlich diskutiert.
Die Vertreter der beiden grossen Konfessionen und islamischer Gemeinden versuchen mit Aufrufen zur Toleranz und durch gemeinsame Veranstaltungen, Graeben zuzuschuetten: Koranlesung in einer Kirche, Bibellesung in einer Moschee. Wolfgang Kania, Duisburg
bcnu Volker
Datum: 03 Maer 97
Von: Harald Rahm
An: All
Betr.: Muezzinruf in Duisburg
Hier eine Einladung unserer Kgm z.K.
ciao
harald.rahm@cww.de
Religion kehrt zurueck: Ruf des Muezzin ueber unserer Stadt
Samstag, 8. Maerz 97, 15 Uhr
Glauben Christen und Muslime an denselben Gott?
Was hinter dem islamischen Gebetsruf steht.
Referentin: Frau Dr. Christine Schirrmacher, Bonn
- Studium der Islamwissenschaft (Arabisch, Persisch, Tuerkisch),
Geschichte u. Vergleich. Religionswissenschaft; Promotion (Bonn
1991) ueber christlich-islamische Kontroversen im 19. u. 20. Jh.;
Gastprofessur fuer islamische Studien am Philadelphia Theological
Seminary (USA); div. Buchveroeffentlichungen -
Samstag, 26. April 97, 15 Uhr
Verdirbt das Christentum die Politik?
Was die Kirche zum Muezzinruf sagen kann
Referent: Pfarrer Dietrich Reuter, Duisburg-Laar
Besinnung auf den christlichen Glauben
Predigtreihe in Gottesdiensten der Evangelischen Kirchengemeinde
Laar
Sonntag, 9. Maerz 1997, 10.00 Uhr:
Der wahre Gott wirkt da, wo der Glaube an den Sohn Gottes Jesus
Christus entsteht. Johannes 6, 29
Prediger: Pastor D. Reuter, Duisburg-Laar
Sonntag, 16. Maerz 1997, 10.00 Uhr:
"Wir glauben doch alle an einen Gott!" - Wirklich?
1. Korinther 10,20
Prediger: Pastor Roland Reuter, Moers
Sonntag, 23. Maerz 1997, 10.00 Uhr:
Christus oder die Abgoetter (Goetzen) - 1. Thess. 1, 8-10
Mit Erfahrungen aus der Praxis der Mission
Prediger: Missionar Ingo Manhold, St. Ana - Bolivien
Karfreitag, 28. Maerz 1997, 10.00 Uhr:
Lasst das Kreuz haengen!
Gott nicht ohne das Kreuz Christi - 1. Korinther 1,18
Prediger: Pastor D. Reuter, Duisburg-Laar
Ostersonntag, 30. Maerz 1997, 10.00 Uhr:
Die Zeit der Religionen ist vorbei!
Gott hat Jesus auferweckt. Apostelgeschichte 17, 16-34
Prediger: Pastor Roland Reuter, Moers
Ostermontag, 31 Maerz 1997, 10.00 Uhr:
Jenseitshoffnung oder Auferstehungsgewissheit?
Der gekreuzigte Sohn Gottes lebt!
Apostelgeschichte 10, 34-43
Prediger: Pastor Wolfgang Nestvogel, Osnabrueck
Sonntag, 6. April 1997, 10.00 Uhr:
Die Krise des Christentums - Dogma oder Toleranz?
Matthaeus 16,13-16
Prediger: Pastor Hansfrieder Hellenschmidt, Filderstadt
Sonntag, 13. April 1997, 10.00 Uhr:
Nicht jeder religioesen Stimme folgen!
Jesus Christus sagt: "Meine Schafe hoeren meine Stimme!"
Johannes 10,27
Prediger: Pastor August Spreen, Enger
Sonntag, 20. April 1997, 10.00 Uhr:
"Ich schaeme mich des Evangeliums nicht!"
Roemer 1,16
Prediger: Pastor D. Reuter, Duisburg-Laar
Die Evangelische Kirche Laar finden Sie an der Ecke Apostelstrasse / Zwinglistrasse. Mit der Strassenbahn 901 zu erreichen ueber Haltestelle "Scholtenhofstrasse". Ca. 100 m bis zur Kirche.
Heiligabend-Predigt-Cassette erhaeltlich: "So hat Gott die Welt geliebt." (Joh. 3,16) Gegen Zusendung von 10,00 DM und Uebermittlung der vollstaendigen Anschrift koennen Sie eine Toncassette mit der Heiligabendpredigt von Pastor D. Reuter erhalten. Bestellungen: Apostelstr. 64, 47119 Duisburg
Mit Spenden zu unserer Anzeige
Kein islamischer Gebetsruf ueber Lautsprecher
haben uns viele von Ihnen geholfen, den breiten Dialog ueber den
Muezzinruf in unserer Stadt zu eroeffnen. Bitte helfen Sie uns
weiter mit, das Gespraech ueber die aufgeworfenen Fragen - gegen
alle Bevormundung - offenzuhalten.
Spendenkonto: Bank fuer Kirche und Diakonie, BLZ 350 601 90,
Konto 10 10166 019. Bitte unbedingt angeben: "Spende/Laar". Ab 100
DM Spendenbescheinigung bei Angabe "Bescheinigung" und
Uebermittlung der vollstaendigen Anschrift. Bei Betraegen bis zu
100 DM genuegt beim Finanzamt die Vorlage des Ueberweisungsbelegs
der Bank.
Das Presbyterium. V.i.S.d.P. Pfarrer D. Reuter, Vorsitzender
Datum: 20 Maer 97
Von : Richard Rettinghausen
An : Alle
Betr.: Stellungnahme BDKJ Duisburg
Die soziale Not nicht aus dem Blick verlieren!
Die Auswirkungen der schwierigen sozialen Lage und die damit verbundene Debatte um den Muezzin-Ruf haben die diesjaehrige Stadtversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Duisburg beschaeftigt. Die Vertreter der fuenf im Duisburger BDKJ organisierten Jugendverbaende - Deutsche Pfadfinderschaft St.Georg (DPSG), Katholische Junge Gemeinde (KJG), Christliche Arbeiterjugend (CAJ), Bund der St.Sebastianus Schuetzenjugend (BdSJ) und Kolpingjugend - verabschieden einstimmig folgende Stellungnahme, mit der sie innerhalb ihrer Verbaende und darueber hinaus zum Nachdenken, zur Diskussion und zum Handeln auffordern wollen:
Wir, die Delegierten der Stadtversammlung des BDKJ Duisburg,
sehen den sozialen Frieden durch die erschreckend hohe Zahl der
von Arbeitslosigkeit und sozialer Not betroffenen Menschen massiv
gefaehrdet. Vor allem erschreckt uns die hohe Zahl der Kinder und
Jugendlichen, die unter der sozialen Lage zu leiden haben.
Ein aeusseres Symptom fuer das zum Teil dramatische Ausmass der
Situation ist nach unserer Auffassung die seit Monaten schwelende
heftige Debatte um den Muezzin-Ruf. Wir haben die grosse Sorge,
dass durch die Art und Weise dieser Debatte ein sozialer
Sprengstoff entzuendet wird, der sich in den vergangenen Jahren
in Duisburg angesammelt hat. Es gilt, auch in schwieriger Zeit
ein friedliches Miteinander in unserer Stadt zu bewahren. Dazu
bedarf es einiger wesentlicher Voraussetzungen.
1. Die unzaehligen Buerger, die sich angesichts persoenlicher Aengste, Unsicherheiten und vielleicht auch sozialer Notlagen schwertun, mit Menschen fremder Kulturen in einer Stadt zusammen zu leben, duerfen nicht pauschal verurteilt werden. Zu verurteilen sind aber all diejenigen, die die Stimmungslage dieser Menschen missbrauchen und als "Scharfmacher" die Muezzin-Debatte fuer eigene politische oder kirchliche Interessen ausnutzen.
2. Wir lehnen eine undifferenzierte Auseinandersetzung mit dem Islam ab, wie sie weitgehend in der Muezzin-Debatte gefuehrt wird. Wir halten es fuer wichtig, sich um ein ernsthaftes Verstehen der Islamischen Religion und Ihrer Angehoerigen zu bemuehen, ohne pauschale Vorurteile zu pflegen. Wir glauben nicht, dass die islamische Praxis unsere "christliche Kultur" gefaehrdet.
3. Die heftigen Reaktionen vieler Buerger auf den Wunsch der Muslime nach dem Ruf des Muezzin sind fuer uns ein Signal, dass sich viele Menschen in unserer Stadt mit ihren wirtschaftlichen und sozialen Problemen alleingelassen und nicht verstanden fuehlen. Unsere Kirche - und damit auch wir Jugendverbaende - muessen uns die Frage gefallen lassen, ob die von sozialer Not betroffenen Menschen bei uns genuegend Platz finden. Vielleicht mindern wir selbst die Glaubwuerdigkeit unserer Kirche, weil wir die sozialen Brennpunkte der Gesellschaft aus unserem Blickfeld verloren haben. Es ist kein gutes Zeichen, wenn in unseren Gemeinden, Verbaenden und Gruppen Arbeitslose oder andere sozial benachteiligte Menschen kaum Zugang finden. Dies gefaehrdet unsere christliche Kultur mehr als die Praxis einer anderen Religion.
Wir ermuntern unsere Jugendverbaende, aber auch die gesamte Kirche in unserer Stadt, die Muezzin-Debatte zum Anlass zu nehmen, sich mit der sozialen Krise in Duisburg auseinander zu setzen. Wir muessen staerker als bisher nach den Aengsten und Sorgen aller Menschen fragen, um eine Kirche zu sein, die den Menschen in unserer Stadt in schwieriger Zeit zur Seite stehen kann.
Kamp- Lintfort am 16. Maerz 1997
Fuer die BDKJ- Stadtversammlung:
Dirk Taenzler Vorsitzender
Roland Koenig Vorsitzender
Klaus Pfeffer Stadtseelsorger
26-Maerz-97
Das Duisburger Institut fuer Sprach- und Sozialforschung (DISS)
hat jetzt herausgegeben:
Ein Lehrstueck ueber die Neigung deutscher BuergerInnen, eine
Religion als Anlass zu rassistischer Diskriminierung zu
missbrauchen, statt religioese Toleranz zu ueben. Eine
kommentierte Dokumentation. Herausgegeben und kommentiert von
Martin Dietzsch, Margret Jaeger, Siegfried Jaeger und Ulricke
Schulz.
Preis: DM 28,-
Duisburger Institut fuer Sprach- und Sozialforschung
Realschulstr.51
47051 Duisburg
Telefon (0203) 202 49
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